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Ekstase und Eskapismus

Eine Situation, die unpackbar erscheint: ein Gestank der sich zusammensetzt aus Alkohol, Rauch, Körperschweiß, jeglichen unerwünschten, undefinierbaren Körperflüssigkeiten und dazu der süße Himbeergeschmack von Vapes. Gepaart mit dem Dunst der Nebelmaschine, und der einsam, sich weiterdrehenden Diskokugel in der Mitte des Raumes. Diese ist übrigens mit vielen kleinen Spiegelmosaiken besetzt, wodurch die Laser und Scheinwerfer toll reflektiert werden und einen fast in Trance versetzen.

Doch Glasscherben sind nicht nur in der Luft schwebend und sich drehend wiederzufinden, sondern auch am Boden – und zwar unendlich viele. Ein Meer aus Scherben und zerbrochenen Flaschen - verteilt auf gut 70 Quadratmetern. Mit jedem Schritt, den ich mache: „Knirsch, knirsch“. Und nein – das sind nicht meine Gelenke. Der Boden klebt, ein Weiterbewegen ist kaum möglich.

Mir wird schlecht und speiübel. Schnell aufs Klo: Blut im Waschbecken. Risse im gläsernen Spiegel. Risse in meinem Spiegelbild. Bin das wirklich ich? Schnell raus, schnell frische Luft. Soll ich weglaufen? Nein, ich habe eine Pflicht, zurück ins Geschehen. Und wieder stehe ich inmitten der tausend Scherben und des Gestanks.

Erst zwei Stunden Schweiß und Tränen später komme ich zur Ruhe und atme wieder normal.

Long Story short: Es war keine Nacht der Ekstase, kein berauschter Eskapismus. Es war schlicht der Beginn meines schlimmsten Dienstes im Club. Weil – wer hätte es gedacht – man vergessen hatte, tagsüber eine Reinigungskraft zu organisieren.

Props an alle Reinigungskräfte. Ihr habt meinen größten Respekt.


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