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Glasperlen

Da stand sie plötzlich vor mir.

Gläsern und glänzend.

Sie stand direkt vor mir, wirklich!

Doch sie war nicht sie selbst. Sie war… anders. Ihr Haar sah nicht mehr so dunkel aus. Nein, es war sogar fast schon weiß. Und ihre Haut hatte eine eigenartig glänzende Oberfläche. Ihr Gesicht war merkwürdig verschwommen. Ich hätte es gar nicht mehr erkannt, ihr schönes Gesicht, obwohl ich es unzählige Male zuvor angesehen hatte. Es wirkte so, als wäre sie überhaupt nicht da. Als wäre sie nur eine Illusion. Ja, es war, als würde ich das alles nur träumen.

Ich sah sie an, versuchte Stellen an ihr zu finden, die so aussahen wie einst zuvor. Ich versuchte ihr Gesicht noch einmal zu erkennen. Kurz bemerkte ich die gläsernen Augen, bevor sie sich wieder wegdrehte.

Ihre Augen.

Ich werde das nie vergessen. Ihre Augen sahen aus, als wäre die Welt in ihnen entstanden. Nein, sie sahen aus, als würde das ganze Universum sich in ihnen spiegeln. Und als ich sie ansah, ihre Augen, fühlte es sich an, als würden alle Informationen der Welt in mich strömen. Als wüsste sie alles, was es zu wissen gab. Als wären ihre Augen ein Fenster in ihr tiefstes Inneres, zu all dem, was sie schon gesehen hatte.

Ich wollte fragen was geschehen war, wieso sie nie zurückkam und weshalb sie mir nichts gesagt hatte. Ich wollte die Antworten wissen, zu all den unbeantworteten Fragen,

die ich die ganzen Jahre hatte.

Ich musste es wissen. Doch als ich ihr genauer in die Augen sah, war all das ganz plötzlich vergessen. Alles, was ich mir in diesem Moment wünschte, war dass sie dieses Mal bei mir bleiben würde. Dass sie mir nur noch einmal zu lächeln würde. Nur noch ein einziges Mal. Das war alles, was ich mir in diesem Moment wünschte.


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