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Mission Zugtyp

Kapitel 1: Der Stalker Platz 

Scheiß Tag. Ich kanns kaum erwarten mich endlich im Zug auf meinen Lieblingsplatz niederzulassen. Dritter Abteil, in Fahrtrichtung rechts der zweite Platz von hinten (am Fenster). „Ahh“ – ich lasse mich auf meinen Platz plumpsen und gramurdel in meiner Tasche nach den wohlersehnten Kopfhörern, um mich abzukapseln als… der FESCHESTE HAWI ALLER ZEITEN an mir vorbei stolziert. WAS?! Mein Kopf verrenkt sich um 195 Grad um seinem Anblick zu folgen.

Dann setzt er sich auf den schräg gegenüberliegenden Platz, (Jaa!), am Fenster (Neein!). Natürlich genau so, dass ich ihn nicht weiter anstarren kann. Mist! Unauffällig elegant wechsle ich also auf den Gangplatz, doch ich kann trotzdem keinen Blick ergattern. Mist!

Scheiß Morgen. Dann muss sich auch noch so ein Trampeltier mit Gepäck für eine 13-füßige Familie an mir vorbeiquetschen und stupst mich an. Kruzifix! Ich schau dem Trottl nach, und No. Way. In der Haltestellen-Anzeige reflektiert sein Gesicht. DER FESCHE ZUGHAWI. Hinter dem ganzen Zeug erkenne ich noch einen Ohrring hervorblitzen. (Sexy.)

Am nächsten Tag opfere ich meinen Lieblingsplatz und setze mich in den vordersten Abteil, um zu sehen, wo der mysteriöse Schönling wohl einsteigt. Das Blut schießt mir in die Ohren als ich ihn bei der sechsten Station einsteigen sehe. AHH!! (Sorry Fangirl-Moment). Am Tag darauf ist meine Mission seinen Sitzplatz ausfindig zu machen. Aha. Dritter Abteil, in Fahrtrichtung links, der dritte Platz von hinten. Gute Wahl. Dreimal kannst du raten, wo ich am darauffolgenden Tag gesessen bin: Genau, am Stalker-Platz (der Platz neben seinem).

Als seine Station angesagt wird, werden meine Hände schon ganz furchtbar eklig nass. Egal, ich bleib cool. Ich bin cool. Total unauffällig und cool lehne ich mich an die Fensterscheibe, als ich abrupt seine Gestalt in ihr reflektieren sehe. OH MEIN GOTT! Da sitzt er. Nur eine Gangbreite entfernt. (Was hat er schon wieder für Krempel dabei?) Zum ersten Mal kann ich ihn genau mustern. Er sieht aus wie eine zur Perfektion geformte Keramik. Unbeschreiblich. Ich merke, dass ich gerade gar nicht unauffällig cool glotze, also wähle ich eine elegantere Methode: Ich bewundere seine Spiegelung in der Scheibe. (Genial.) Nein! Er hat gekuckt! (Bilde ich mir das ein?) Schon wieder!

“Ich werde ihn ansprechen”, beschließe ich in der Schule. Doch sobald dieser Entschluss gefallen war, taucht er nicht mehr im Zug auf. Jeden Morgen eine Aufregung des Wahnsinns und dann - nichts. Kein Zugtyp. Jeden blöden Morgen tüftle ich an einem neuen Plan für die ganze Ansprechaktion. (Es ist erstaunlich schwer jemandem im Zug anzusprechen, ohne super creepy rüberzukommen.) Einen ganzen Monat lang sitz ich jetzt schon wie ein wartendes quengeliges Kind am Stalker-Platz. Ich halt das einfach nicht mehr aus. Doch dann, 34 Zugfahrten später, Himmel-Maria-Mutter-Gottes! Endlich! Sein ganzes Glumpert verrät ihn fünf Plätze vor mir. Mir reichts! Ich muss ihn heute ansprechen, scheiß auf den Plan! Am Hauptbahnhof angelangt sprinte ich aus dem Zug, positioniere mich (mega lässig und natürlich) am Bahnsteig, und warte…

Kapitel 2: *Bing*

Mein Display leuchtet auf: „Eine Neue Nachricht von Zugtyp: Hii, darf ich mich morgen im Zug neben dich setzen?“


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