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Gläsernes Bewusstsein

Wunderschön und doch so durchsichtig. Stark und doch so zerbrechlich. Viel eingesteckt, lange nicht mehr ausgeteilt. Zerstört von uns, aber wer ist dieses `uns`? Das Wort Mensch beschreibt es (ganz) gut. 

Vor etwa vier Millionen Jahren traten in Afrika die ersten Vormenschen auf, aus denen sich der Homo Sapiens, im Laufe der Evolution, entwickelte. Ich möchte nun nicht auf die evolutionäre Geschichte des Menschen eingehen, dies lässt sich anhand eines Schulbuches für Biologie perfekt analysieren und interpretieren. In mancher Hinsicht ist jedoch die Evolution des Denkens des Homo Sapiens viel interessanter und in diesem Text von Bedeutung.

Ich werde auf eine detaillierte Beschreibung der Evolution des Denkens verzichten und auch nicht die Denkweise verschiedener und vergangener Generationen beschreiben oder analysieren, sondern darauf aufmerksam machen, in welche Richtung sich unser Denken und unsere Weise zu denken verändert hat. Die Denkweise des Menschen ist ständig im Wandel, beeinflusst durch soziale oder psychologische Faktoren. Sie begegnen uns in unserem Privatleben oder brechen während einer Nachrichtensendung über uns herein. Die Geschehnisse, die auf unserer Welt passieren hören nicht auf – sie geschehen Tag für Tag. Kriege, Attentate, Amokläufe. Tragische Vorkommnisse, die unsere mentale Gesundheit massiv angreifen und schädigen. Und genau das ist der Punkt: die ständige Reizüberflutung, das Übermaß an Informationen, die Geschwindigkeit, mit der alles geschieht– all das hat unser Denken verändert.

Wir denken schneller, oberflächlicher, oft reaktiver statt reflektierter. Wir treffen Entscheidungen auf Basis von Schlagzeilen in Gratiszeitungen, statt uns mit den Hintergründen der Ereignisse auseinanderzusetzen. Unsere Aufmerksamkeitsspanne wird kürzer, unser Bedürfnis nach sofortiger Befriedigung größer. Dies hat weitreichende Folgen – nicht nur auf individueller, sondern auch auf kollektiver Ebene.

Denn unsere Gedanken formen unsere künftigen Handlungen. Und die kollektiven Gedanken formen unsere Welt.

Zurück zur Anfangsfrage: Wer ist „uns“? Bereits beantwortet mit „Mensch“, doch es ist der Mensch als Gattung. Aber auch jeder Einzelne von uns, jeden Tag, in jedem Gedanken, jedem Wort, jeder Entscheidung. Wenn wir sagen, „wir zerstören“, „wir vergessen“, „wir verdrängen“, dann sind es keine abstrakten Schuldigen – es sind unsere kleinen Beiträge, die das große Ganze ergeben. Und so sind wir wieder bei dem, was „wunderschön und doch so durchsichtig“ ist. Es ist unsere Menschlichkeit selbst. Unsere Fähigkeit zu fühlen, zu denken, zu verstehen, zu lieben. Aber auch unsere Neigung zur Ignoranz, zur Gleichgültigkeit, zur Selbstzerstörung.

Die Frage, die bleibt: In welche Richtung wollen wir uns weiterentwickeln?

Welche Denkweise fördern wir? Bei uns selbst? Bei unseren Kindern? In unserer Gesellschaft?

Denn so wie der Homo Sapiens vor 300.000 Jahren aus der Savanne trat, so treten wir heute in ein neues Zeitalter. In das Zeitalter des Bewusstseins.

Und vielleicht ist genau das unsere nächste Stufe der Evolution.


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