Valeria steht auf ihrem Balkon und sieht wie sich der Sonntagmorgen über die gläserne Welt erstreckt. Das Licht der Sonne bricht sich in tausend Farben über den Dächern und Straßen. Die Menschen gehen durch die Straßen wie durchsichtige Schatten mit vielen verschieden Gefühlen, welche man durch die Glaskörper sehen kann.
Valeria ist aber sehr besorgt, da Gefühle im Körper wie glänzende Lichter flackern, sowie Freude ganz hell, Angst dunkelblau und Wut feuerrot. Valeria weiß auch das in ihr ein dunkelblaues Schimmern in ihrem durchsichtigen Körper flackert. Heute hat sie ein Geheimnis, das sie vor allen geheim halten will. Gestern sah sie in einer verlassenen Gasse einen kleinen Riss außerhalb eines alten Hauses. Sie hat Angst, dass dieser zum Zusammenbruch der gläsernen Welt führen könnte, obwohl es nur ein hauchdünner Riss in dieser Welt ist. An diesem Tag geht sie in den menschendurchflutenden Gassen zum Hauptplatz hinunter. Als Valeria den hellen, großen gläsernen Hauptplatz erblickte, sah man wie sich ein helles Licht in ihrem Körper befand: Freude. Die Sicht auf den schönen großen Platz erhellte ihre Ängstlichkeit ein wenig.
Am Montag stand sie voller Freude sehr früh auf, um alles vorzubereiten: ganz viele Schokokekse mit vielen durch eingefärbte gläserne Streusel. Sie durfte nämlich die Kinder dieser Stadt mit dem Bus in die Schule bringen. Sie holte zuerst die Kinder aus ihrem Stadtviertel ab, dann auch die, die in den anderen Ortsteilen zu Hause sind. Sie teilte im Bus die frischen Kekse aus, die sie in der Früh gebacken hatte. Sie singen viele Kinderlieder, welche sie jeden ersten Schultag singen, wenn sie zur Schule fahren. Als sie bei der Schule, völlig aus Glas, ankommen, lässt Valeria die Kinder aussteigen und ruft ihnen zu: „Liebe Kinder, einen wunderschönen, atemberaubenden ersten Tag in der Schule wünsche ich euch! Am Nachmittag hole ich euch wieder ab.“
An diesem Tag ist Valeria sehr glücklich und hat ihre Ängstlichkeit ganz tief in ihrem Körper verschlungen. Man sieht, wie sie fröhlich ist, da ihr Körper vor Freude wie helle Kristalle funkelt. Am Nachmittag fuhr sie mit dem Bus in die Schulstraße ein, wo sie die Kinder schon auf sie warten sah. Alle Kinder laufen schleunigst zum Bus in großen Gruppen, nur ein kleiner Junge war ganz hinten. Er lief so schnell, dass er es noch in eine Gruppe schaffte. Doch das Gedrängel war viel zu groß und er fiel auf den Boden. Alle waren so erschrocken als man ihn schreien hören konnte und wie Glas auf Glas fiel.
Schnell brachte Valeria in den Bus und zum nächsten Krankenhaus. Alle dachten es geht schlecht aus für den Kleinen, doch der Arzt sagte er müsste von einem Glasbläser repariert werden. Valeria wusste genau wen sie um Hilfe bitten könnte. Ihr Großvater wohnte in einem kleinen Haus außerhalb der Stadt. Schnell rief sie ihn an und er sagte, sie sollen den kleinen Jungen zu ihm ins Haus bringen. Als sie bei ihrem Großvater ankamen, hatte er schon alles vorbereitet: Glass flüssig gemacht, Verband und ein kaltes Wasser. Er schüttete das heiße Gals über den Arm des kleinen Jungen und tauchte ihn schnell in das kalte Wasser. Geschafft! „Der Unterarm ist wieder geheilt“, sagte er, während er ihm den Verband drumherum wickelte. Der Junge war repariert doch in der Glaswelt gab es noch diesen einen Riss.
Das ist aber eine andere Geschichte.