Es war kurz vor Weihnachten. Das Besorgen der Geschenke war im vollen Gange. Die Straßen waren prall gefüllt, überall roch es nach Zimt und ein leichter Hauch von Marzipangeruch zog durch die Lüfte. Die kleine Livia war gerade dabei ihren Wunschzettel zu verfassen, doch die wusste einfach nicht, was das Christkind ihr dieses Jahr unter den Baum legen sollte. Der Teller mit Keksen, der vor einer Stunde noch mit verschiedensten Sorten gefüllt war, stand jetzt leer vor ihr und den letzten Schluck Tee schlürfte sie gerade aus. Lidias Mama kam gespannt bei der Tür herein und fragte sie, ob die schon mit ihrem Wunschzettel fertig sei. Daraufhin wurden die Augen des kleinen Mädchens glasig, da ihr einfach nichts einfiel, was sie sich wünschen konnte. Katrin, Livias Mama, tröstete sie und schlug ihr vor, gemeinsam mit ihr in das Zentrum des Wohnortes zu spazieren, dort waren nämlich einige Geschäfte zum Bummeln und auch ein kleiner Weihnachtsmarkt. Livia war sofort Feuer und Flamme, denn sie hoffte dort Inspiration für ein Geschenk zu finden. Somit zog sie ihre Winterjacke, ihre Stiefel und ihre Handschuhe an, setzte ihre Haube auf und wickelte sich in ihrem kuscheligen Schal ein. Als die beiden das Zentrum des Ortes erreichten funkelten ihre Augen, alles war so schön dekoriert, die Lichterketten häuften sich und die dritte Kerze des riesigen Adventkranzes am Hauptplatz brannte bereits. In Livias Heimatort war es nämlich Tradition, dass an jedem einzelnen Tag im Advent eine neue Dekoration dazu kam, deshalb war der Besuch des Weihnachtsmarktes an jedem Tag etwas Besonderes. Mit einer Tasse heißem Punsch in der Hand schlenderten sie zwischen den Ständen hindurch, bis Livia mit offenem Mund und wie versteinert stehen blieb. Ihr Blick blieb bei dem Stand mit den handgefertigten Schneekugeln hängen. Jetzt wusste sie es, ihr diesjähriger Weihnachtswunsch war eine Schneekugel. Livia und ihre Mama gingen zum Stand hin und begutachteten die mühevoll gestalteten Exemplare, doch als ihre Mama sie fragte, welche ihr am besten gefiel, konnte das kleine Mädchen keine nennen. Sie war sehr wählerisch und überall fehlte ein winziges Detail. So kam Katrin eine Idee. Der Laden, der diese Schneekugeln herstellte, befand sich direkt neben ihrer Arbeitsstelle, deshalb ging sie am darauffolgenden Tag dort hin und fragte, ob die auch speziell angefertigte Kugeln machen würden. Als ihre Frage bejaht wurde, strahlten ihre Augen. Gemeinsam mit dem Verkäufer kreierten sie eine Schneekugel für Katrins Tochter. Als Livia am 24. Dezember das Parket unter dem Baum hervorholte, das Geschenkpapier davon abriss und die hölzerne Box öffnete staunte sie nicht schlecht. Es war eine Schneekugel, aber keine, die sie bisher gesehen hatte. In der Box war auch ein Brief beigelegt. In diesem stand, dass die vier Figuren Livia, ihre Eltern und ihr Kater Leo seien. Als das kleine Mädchen diese Worte las, war sie zu Tränen gerührt und ihr rutschten nur mehr die Worte: „Jetzt hab‘ ich meine eigene gläserne Welt!“, über die Lippen.