Ich liege auf meinem Bett und starre aus dem Fenster in die graue Ferne. Ins Nichts. Neben mir flackert das Licht meines Laptops und mein Handy das durchgehend vibriert. Ich sehe die Nachrichten und Bilder, die auf meinem Bildschirm auftauchen und wieder verschwinden.
Alle meine Freunde schreiben mir durchgängig und ich bin nie allein. Und doch fühle ich mich so allein wie nie zuvor. Ich werde von allen gesehen und doch von niemandem. Ich werde beobachtet bis in die Tiefen meiner Seele. Meine Gedanken, meine Geheimnisse, meine Gefühle. Alles besteht aus Glas.
Ich glaube ich bin frei, dabei werde ich von allen Seiten durchblickt. Und obwohl ich nur all zu gut weiß, wie schrecklich es ist in dieser gläsernen Welt zu leben, ist es doch so bequem. Sie lässt mich Nähe und Verbundenheit zu den Menschen fühlen, die mir am wichtigsten sind und doch sind sie ganz weit weg. Sie verbindet und sperrt mich gleichzeitig aus. Sie hilft mir und doch nimmt sie mir zu diesem Preis alles, was ich habe. Meine Identität. Ich liebe es in dieser Welt zu leben und ständig in Kontakt mit Freunden zu treten, obwohl ich es dich hasse, wie mich das Internet mittlerweile auch als Freund sehen kann, weil es mich besser kennt als alle meine Freunde zusammen.
Meine Daten decken mich Stück für Stück auf, während ich noch gar nicht selbst weiß, wer ich bin, aber das Internet weiß es. Ich werde immer glasiger. So wie alle anderen auch. Und das passiert alles hinter meinem Rücken, ohne auch nur ein bisschen davon mitzubekommen. Ich weiß was passiert, bleibe aber still. So still, wie es alle anderen schon vor mir getan haben.
Meine Seele sehnt sich nach Mauern. Nach Schutz und Halt in dieser Welt voller Glas. Nach einem Ort, an dem man sich frei bewegen und frei denken kann, ohne dass man von allen Seiten beobachtet wird. Nach einem Moment, indem mein Herz frei schlagen kann, ohne dass meine Daten zerlegt werden. Jeder Schritt, jede Bewegung wird festgehalten. Festgehalten von gläsernen Ketten die nie, niemals mehr gelöst werden können.
Diese Welt, die immer glasiger wird, wird mich zerstören. Mir werden Gefühle und Gedanken vorgeschrieben werden, denn durch diese vielen Vorgaben und Vergleiche, werden mich der Leistungsdruck und meine Gedanken übernehmen.
Und nicht nur mir ergeht es so. Jeder Mensch, der im Jahre 2025 existiert, erleidet an diesem Schicksal. An dem Schicksal, sich in einer Welt voller Glas zu befinden, um sich langsam selbst zu Glas zu verwandeln, bis man zu Staub zerfällt.