Ich dachte, der Tod würde mich befreien. Keine Kameras mehr, keine Tracker, keine endlosen Zustimmungen zu Nutzungsbedingungen, die ich nie las. Doch selbst jetzt, im Stillstand, protokolliert mein Smartwatch-Armband jede nichtexistierende Bewegung. Die Gesundsheits-App schickt Warnungen an die Cloud. Auf den Bildschirmen der Behörden blinkt mein Name: Keine Lebenszeichen erkannt. Die Stadtverwaltung ruft meine Nachbarn an, weil die Heizung seit Stunden auf derselben Stufe läuft. Drohnen kreisen über meinem Haus und messen die Luft in meinem Zimmer. Ich höre nichts mehr, sehe nichts mehr und trotzdem bin ich für alle sichtbar. Mein Bankkonto registriert keine Klicks, mein Kühlschrank meldet: „Türen seit 36 Stunden nicht mehr geöffnet.“ Sogar meine letzten Worte, hastig ins Handy gehaucht, werden von einer KI entschlüsselt, kategorisiert und verkauft. Ich bin tot, aber meine Daten leben weiter. Sie analysieren meine Stimmung, berechnen meine letzten Gedanken, spekulieren über mein Verschwinden. Sie kennen mich besser, als ich mich je kannte.
Ich wollte endlich unsichtbar sein. Aber in dieser gläsernen Welt gibt es keinen Tod, nur unbegrenzte Transparenz,