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Flaschenpost am Meer

Ich gehe am Strand spazieren, die Sonne verschwindet am Horizont. Ich beobachte die Wellen und höre die Möwen kreischen. Der Wind fährt durch die Bäume, und ich bin völlig in meine Gedanken vertieft. Doch etwas lenkt mich ab. Ein Kribbel. Ich gehe auf den Steinen weiter zum Meer hinunter, um nachzusehen, was es ist. Zwischen den kleinen Felsen sehe ich etwas. Eine Glasflasche, die von den Wellen immer wieder gegen die Steine gedrückt wird. 

Ich hebe sie auf und betrachte sie. Sie ist ganz zerkratzt von den Felsen und nicht mehr durchsichtig durch das Meerwasser. Ich ziehe den Korken aus der Flasche und werfe einen Blick hinein. Ein durchnässter Zettel mit verschwommener Schrift befindet sich darin. Ich versuche, ihn zu entziffern. Nach einiger Zeit habe ich es geschafft:

„Wenn du diese Zeilen liest, bist du übers Meer mit mir verbunden. Ich kenne weder deinen Namen noch deine Geschichte. Manchmal reicht ein Zufall, um zwei Leben zueinander zu führen. — 0664 1234567“

Mein Herz rast, und ich zittere am ganzen Körper. Ich habe ein mulmiges Gefühl im Bauch, aber ich verspüre auch Freude. Ich stecke den Zettel ein und spaziere weiter. Währenddessen frage ich mich, ob ich auf diese Flaschenpost antworten soll oder nicht. Die ganze Nacht liege ich wach und ärgere mich über mich selbst, dass ich so einen kleinen Zettel so ernst nehme.

Schließlich entscheide ich mich, zurückzuschreiben:

„Ich habe deine Flaschenpost gefunden und deine Worte haben mich sehr berührt. Ob der Ozean einen zueinander führen kann, oder hat es nichts zu bedeuten das genau ich deine Nachricht gefunden habe? Ich finde wir sollten es herausfinden!“

Eine Antwort lässt lange auf sich warten, aber nach mehreren Wochen bekomme ich eine Nachricht.

Ich bekomme wieder dieses aufgeregte Gefühl, aber ich öffne die Nachricht direkt. Ich möchte nicht zu lange herumzögern. So lange habe ich auf eine Antwort gewartet, und endlich ist sie da.

„Wir sollten uns sofort treffen. Und als Antwort auf deine Frage: Es ist kein Zufall, dass du die Flasche gefunden hast, sondern Schicksal.“

Ich weiß nicht, ob ich dem Treffen zustimmen soll, weil es eine komplett fremde Person ist, aber dann denke ich mir: Was schon passieren soll? — und stimme einfach zu.

Ein paar Tage später findet das Treffen statt. Ich bin unglaublich nervös und weiß nicht, was auf mich zukommt. Wir treffen uns in einem Café, und als ich ankomme, wartet er schon auf mich.

Er sieht wunderschön aus mit seinen blauen Augen und seinem breiten Lächeln, das seine wunderschönen Zähne zur Geltung bringt.

Er steht auf, und wir umarmen uns zur Begrüßung. Wir bestellen uns einen Kaffee und verstehen uns von der ersten Sekunde an perfekt. Wir haben endlos viel zu reden, und es wird nie langweilig. Es ist so schön, ihm beim Sprechen zuzuhören, und es fühlt sich so an, als würden wir uns schon ewig kennen.

Wir gehen noch im Park spazieren und verabschieden uns dann.

Auf dem Nachhauseweg habe ich ein breites Lächeln im Gesicht und kann es kaum erwarten, ihn wiederzusehen.

Vor dem Einschlafen denke ich nur an ihn und bin dankbar, dass ich an diesem Abend seine Flaschenpost gefunden habe.


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