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Glas leben?

Tränen gleiten über meine Wangen. Ich sitze in einem Raum auf einer Couch. Meine Umgebung sollte Wärme und Gemütlichkeit ausstrahlen. Und warum ich wohl dieses sogenannte Wohnzimmer als „Raum“ beschrieben habe, hat mehrere Gründe. Das kühle reflektierende bläuliche welches sich überall wo man hinschaut, befindet, lässt die Atmosphäre ungemütlich und kalt wirken. Wirklich alles, gar alles bestand aus dem klaren glatten Etwas. Überall konnte man durchsehen. Von Privatsphäre war keine Rede. Die Menschheit hatte sich bereits daran gewöhnt, ich will mich jedoch nicht geschlagen geben. Gibt es nicht irgendwo noch einen Ausweg, einen Ausgang? Ich stand auf. Meine Augen nass und ausgetrocknet zugleich, sie brannten, mein Mund fühlte sich am wie aus Schleifpapier. Meine Nase noch rinnend und verstopft. Ich versuche meinen einen Fuß vor den anderen zu setzen, ohne die gläsernen Platten unter mir zu zerbrechen. Ein Klirren riss mich aus meiner Konzentration, die atemberaubende Vase, welche einst meiner Mutter gehörte, lag in Scherben am Boden, das Bild erschütterte mich. Doch ich weiß, ich kann nichts mehr tun. Ich entscheide mich also weiterzugehen. Jeder Schritt ist ein neuer ins Ungewisse, aber was ist, wenn ich das Ungewisse will. Was ist, wenn ich nicht mehr so weitergehen will? Könnte mich jetzt einfach alles aufgeben? Nein, das sind falsche Gedanken, so etwas darf ich nicht denken. Ein Schritt nach dem anderen, ich visiere den Spiegel an der Wand an und gehe weiter. Als ich die Wand vor meinen Füßen wiederfinde, blicke ich auf. Das, was ich dort sehe, finde ich nicht schön. Nein, nichts finde ich schön. Ich hebe meinen Fuß und lasse ihn mit Kraft fallen. Das Zerspringen von Glas bohrt sich in meine Ohren. In diesem Moment ein schönes Geräusch. Ich bin frei. 


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