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Zwischen Plüschtieren und Erinnerungen

Die fast schon kaputten Schränke, der Teppich in Regenborgenfarben und die wunderschöne weiß-roségolde Ikea-Lampe, die ich unbedingt zu meinem 13. Geburtstag haben wollte, verweilen in meinem alten Kinderzimmer, als wäre nie Zeit vergangen. Als wäre dieser Raum eine Zeitkapsel, die aus dem nichts wiederaufgetaucht ist. Mit diesem überwältigendem Gefühl machte ich die Tür in diesen kleinen, kreativen, kindlich eingerichteten, bunten und muffig riechenden Raum auf, mit dem ich so viele Gefühle, alte Träume, Freunde und Bilder in meinem Kopf verknüpfe. Nervös, dennoch sicher, betrete ich den für andere unscheinbaren Raum. 

Für mich, ist er alles andere als unscheinbar. Die Memory-Boxen, überlaufend mit Bildern, Grußkarten, Geschenken, Erinnerungsstücken und dem zufälligerweise darauf liegendem Leopardenplüschtier, das noch immer Platz in meinem Herzen hat, ließen mich spüren, wie sehr ich noch an meiner Kindheit hänge. Wie oft ich an die „guten, alten Zeiten“ zurückdenke. Wie sehr ich das Bedürfnis habe, einfach in die Zeit zurückzuspulen. Doch auch, wie ungreifbar weit weg diese Jahre sich für mich anfühlen.

Eine Träne gleitet von meinen schon empfindlichen Augen in Richtung meiner angespannten Mundwinkel. Zu lange habe ich es aufgeschoben und zu lange hab ich es verkniffen, diesen Ort der Nostalgie, der Geheimnisse und der Verborgenheit aufzusuchen, um meine harten Gefühle aus mir hinauszulassen.

Als ich mich auf mein Bett fallen ließ, vergrub sich der Geruch meines alten Bettbezugs tief in meiner Nase, ein Geruch, den ich am liebsten nie wieder loslassen würde.

Ich musterte den Raum. Wie oft hatte ich die Tür aus Wut hinter mir zugeschlagen? Warum hängt das Bild auf meiner Posterwand nach 7 Jahren noch immer schief? Wann habe ich das letzte Mal den Müll rausgetragen? Und das letzte Mal in meinem Bett geschlafen?

Fragen drehen sich in meinem Kopf, wie ein Kreislauf der nie zu Ende gehen würde. Letztendlich: Warum bin ich überhaupt in meinem Kinderzimmer?

Auf einmal wars still.

So still.

Ich hatte eine Weile gebraucht, um zu realisieren:

Dieser Raum war ein Ort, in dem ich mich nicht unsichtbar fühlte. Ein Ort, in dem ich frei war. Ein Ort, der selbst an den dunkelsten Tagen Schutz bot.

Ein Ort, der wenn die ganze oberflächliche, gläserne, schon beschädigte, bewertende und verletzende Welt zusammenbrechen würde, mich auffangen würde.


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