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Das gläserne Schloss

Maya Zuser

Heute war ein warmer Sommertag. Ich nahm mein Buch in die Hand und begab mich zu meinem Lieblingsleseplatz. Ich betrat die hohe, bunte Blumenwiese und machte es mir an einem Fleck gemütlich. Es ging ein leichtes Lüftchen, sodass mir die Haare ins Gesicht flogen. Ich schlug das Buch auf und las die ersten paar Seiten, bis plötzlich links und rechts neben mir warmes Licht auf den Boden fiel, welches durch die großen Fenster fiel, die sofort meine Aufmerksamkeit zu sich zogen. Von hier aus kann ich Wälder und sogar Städte von ganz weit wegsehen. Ich bin so weit oben, dass ich denke, die Wolken zu berühren.   

Wo bin ich hier? Zunächst schaute ich mich in dem Raum um, in dem ich mich befinde, und stellte fest, dass beinahe alles aus Glas ist. Ich spähte durch die Zimmertüre und begab mich auf Zehenspitzen in der mir fremden Umgebung nach unten. Nach unzähligen Stufen und Abbiegungen stand ich in einem riesigen Raum, der vermutlich der Eingangsbereich des Schlosses ist. Aber eine Sache kam mir immer noch komisch vor. Warum ist das Schloss, was es vermutlich aufgrund der Größe ist, aus Glas und warum sehe ich niemanden außer mich selbst in den Spiegelungen der Wände? Aber sollte solch ein Gebäude nicht zum Schutz dienen und nicht aus Glas sein? Auf der anderen Seite sah ich eine Türe und da ich meine Neugier nicht zurückhalten konnte, öffnete ich die besagte Türe und trat ein. Dahinter befand sich ein genauso großer Raum, in dem ein riesiger Tisch steht, der eher an ein Kunstwerk erinnert. Plötzlich nahm ich Stimmen wahr, die immer lauter wurden.

Ich versteckte mich schnell unter dem Glastisch und beobachtete, wie eine Frau mit ein paar Männern und Wesen, so wie sie in Fantasie-Geschichten vorkommen, hereinkamen. Sie gingen immer näher zu dem Tisch, unter dem ich hockte. Da der Tisch aus Glas war, war es nicht sonderlich schwer, mich nicht zu entdecken und kurz darauf brach das Chaos aus. Ich habe nicht gedacht, dass diese Wesen solche Geräusche machen können. Die Frau schrie, dass sich alle beruhigen sollten und ich wurde von großen Händen unter dem Tisch hervorgezogen. Die Frau forderte mich auf zu erklären, was ich hier mache und wie ich hier überhaupt hineingekommen bin. Da ich weder auf die erste noch auf die weiteren Fragen eine Antwort wusste, wurden sie stutzig. Nach einer kurzen Beratung, was sie mit mir machen sollten, sind sie zu dem Entschluss gekommen, da ich nicht bedrohlich aussehe und keine Waffen oder ähnliche Sachen bei mir trug und sie mich noch eine halbe Ewigkeit mit Fragen konfrontiert hatten, dass ich nicht aus dem Schloss geworfen werde. Tage und Wochen vergingen ich freundete mich mit den Wesen von hier an und bin inzwischen ein kleiner Teil von ihnen geworden, was mir sehr viel bedeutet.

Der Tag startete mit einem gemütlichen Ausritt zu einem Hügel, von dem man das Schloss gut beobachten kann. Wir machten eine kurze Pause, da kam mir meine Frage von dem Tag, an dem ich plötzlich hier aufgewacht bin, wieder in den Sinn. Warum ist dieses Schloss aus Glas? Jetzt wurde es mir klar, dass hinter diesen Wänden nichts verheimlicht werden kann und dass dieses Schloss auch nur ein Leben hat, welches gut geschützt werden sollte. Da nichts versteckt wird, gab es so was wie Streitigkeiten selten und weil das Schloss bestmöglich beschützt werden muss, entstanden während der Wache viele neue Freundschaften. Ein Regentropfen fiel auf mein Gesicht nieder und ließ mich erwachen.

Wo bin? Ich realisierte, dass es gerade zu regnen beginnt und ich noch immer auf der Blumenwiese liege, auf die ich mich fürs Lesen hingelegt habe. Inzwischen ist es dunkel geworden und ich muss unbedingt schnell nach Hause. Im Regen gehend noch immer überrascht, wie ich in diese Welt gekommen bin.


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