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Die Glaskugel (3)

Emilie Panner

Was wäre, wenn die Welt eine Glaskugel wäre? Würden wir sie hegen und pflegen? Oder würde unsere regelrechte Sucht nach Zerstörung uns selbst das Leben kosten?  

Wenn die Glassplitter uns Stück für Stück aufschneiden.

Wenn der Glasstaub unsere Lungen zerkratzt.

Und doch würden wir nicht aufhören auf dieser Kugel nach fossilen Brennstoffen zu bohren oder ihre Wälder zu roden, bis wir uns selbst die Luft zum Atmen nehmen.

Vielleicht würden wir es gar nicht bemerken, wenn sich die ersten feinen Risse bilden.

Vielleicht würden wir das Knirschen des Glases, was eigentlich ein klares und deutliches Warnsignal ist, so lange überhören, bis es zu spät ist.

Wie wir es doch mit so vielen anderen Dingen machen. Doch wo stehen wir dann? Wenn das Glas, das zu unserem Schutz existiert, uns nicht mehr schützen kann.

Und wenn das Glas aufgibt und unsere Gewalt nichtmehr ertragen kann, wenn die feinen Risse zu großen Sprüngen werden.

Werden wir dann bemerken, welch eine Zerstörung wir angerichtet haben? Dann ist es aber zu spät. Wir sehen die Sprünge, die ihren Weg über die ganze Kugel ziehen, wie sie immer weiterwandern. Das Knirschen hallt in der Kugel immer lauter.

Stille.

Alles ist leise.

Und wir, wir bekommen endlich die Auswirkungen unserer Taten zu spüren. Die Kugel ist zerbrochen, es bleibt nicht als Scherben. Und wir sitzen mitten drinnen.

Blut.

Die Splitter dringen in unsere Häute und uns wird klar, dass wir die Kugel nie hätten schief anblicken sollen. Wir sitzen in den Folgen unserer blinden Zerstörung. Hustend, denn selbst die kleinsten Glasstaubpartikel werden von unseren Lungen nicht übersehen. Plötzlich fühlen sich alle unsere vergangenen Wünsche so klein an und es steht nur mehr ein Wunsch in den Raum geschrieben.

Das alles wieder so wird wie früher.


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