Ich mag keine Mandarinen, Sie sind unpraktisch zu schälen, entweder
zu sauer oder zu süß, zu reif oder nicht reif genug, wer würde sich das
schon antun, so eine anstrengende Frucht, aber du hast es nie als das
empfunden.
Du hattest immer die perfekten Mandarinen bei dir.
Du hast nie ihre Art beklagt, weil es dir wert war, was du bekommen würdest,
wenn du nur geduldig bist. Geduldig in der Winter-stille auf deinen Bus warten,
geduldig mit einem Glass Wasser vor deiner Badezimmer Tür während der Duft
von Mandarinenschalen meine Nase verdreht und ich darauf warte das dein
Promille - Wert wieder sinkt.
Manchmal trifft es mich immer noch. Der Geruch wenn ich um 2 Uhr nachts an
einem Samstag auf meinem beheizten Badezimmer Boden liege in der Hoffnung
das wenn ich meine Augen zumache, ich dich sehen werde. Der Geruch nach dem
Weinen, nach dem Ausbluten aller Flüssigkeit aus meinem körper. Ein kalter,
melancholischer Geruch, so fremd und fern und doch so persönlich und vertraut.
Die Fliesen schreien deinen Namen und werden immer lauter während der Schnee
vor dem Fenster alles in stille ertränkt. Der Geruch trägt mich zurück in Nächte,
in denen die Luft in unseren Lungen brannte vor Kälte, in denen unsere Finger rot
leuchteten, die Handflächen schmerzten, und ich trotzdem hinausging, nur um die
zerbrechlichen Schneeflocken mit dir fallen zu sehen.
Flocken, die im schwachen Licht der Häuser tanzten und flimmerten, die Stille, die
alles in sich verschluckte, während meine weißen Blutzellen im Frost rot wurden.
Du hattest so viel Geduld und Ruhe in dir, eine Art von Geborgenheit, die man kaum
ein zweites Mal findet. Eine art von unschuld so weit vom sexuelle entfernt das es sich
rein angefühlt hat, es hat sich unverdorben und naiv angefühlt.
Wir hatten nicht viel, aber wir hatten uns. Wir hatten Herbst und Winter, wir hatten das
betrunkene Tanzen in den überfüllten Straßen der Stadt die uns taumelnd umarmten,
wir hatten den ersten Schneefall des Jahres, wie unsere Augen gleichzeitig die langsam
fallenden Eiskristalle betrachtet haben und alles Immer ruhiger wurde. Ich fühlte wie meine
weißen Blutzellen mit jeder Schneeflocke rot wurden, und dein warmes lächeln auf meinen
Lippen wenn wir uns geküsst haben.
Du verglichst mich mit den Sternen doch Sterne sind von Natur aus zum Explodieren verurteilt.
Vielleicht waren die Mandarinen nie das Problem, vielleicht war es meine Geduld, und
vielleicht war es die Angst zu sehen was in deinem inneren gewesen wäre wenn alles
zersplittert wäre.