Zwei Kaffee – einen schwarz, einen mit Zucker. Einen Haferkeks und ein Stück Roggenbrot mit Butter. Mr. und Mrs. Grey bestellten jeden Tag das Gleiche. Sie taten auch jeden Tag das Gleiche. Sie schauten aus dem Fenster des kleinen grauen Cafés und sprachen. Sie saßen auch jeden Tag am gleichen Tisch. Genau wie jeder andere hier. Jeder Tag war gleich. Der alte Mr. O’Connor trank ein Glas Wasser und aß ein Stück Apfelkuchen. Er las jeden Tag Zeitung. Jeden Tag dieselbe. Mrs. Brown trank jeden Tag einen Kaffee mit Milch und Zucker, ließ aber immer die Hälfte übrig. Sie trug stets den gleichen Hut und den gleichen rosa Mantel. Der junge Mr. Harry nahm gleich zwei Kaffee auf einmal und schrieb wie jeden Tag auf seinem Computer. Er schaute nie von ihm auf. Mrs. Conn saß am gleichen Ecktisch wie jeden Tag, las ihr Buch und trank wie immer einen schwarzen Kaffee. Doch an diesem einen außergewöhnlichen Tag sagte sie: „Könnte ich meinen Kaffee heute mit Milch?“ Vier Köpfe drehten sich um.
Doch am nächsten Tag aß Mrs. Grey einen Kirschkuchen. Und am nächsten bestellte auch Mr. O’Connor eine Schokoladentorte und Mrs. Brown trank einen Tee. Und dann, ja dann war nichts mehr wie zuvor. Mr. O’Connor las die Tageszeitung. Mr. & Mrs. Grey fingen langsam an sich über ihre Enkel zu unterhalten und Mr. Harry sah immer öfter auf, um aus dem Fenster zu schauen.
In der nächsten Woche schob Mrs. Brown ihren Tisch zu Mr. O’Connor. Sie sprachen über die Familie, die Vergangenheit und die Zukunft und vieles, über das sie schon lange nicht mehr nachgedacht haben. Am nächsten Tag setzten sich auch Mr. und Mrs. Grey dazu, und schließlich auch auch Mrs. Conn und Mr. Harry. Und dann war das kleine graue Café erfüllt von Stimmen.
In der nächsten Woche stellten sie alle Tische zu einem großen in der Mitte zusammen. Mrs. Grey hatte Kekse gebacken und nahm sie mit, Mrs. Brown brachte Gemüsepizza und Mr. Harry hatte eine große Kanne süßen Tee dabei. Sie redeten, lachten und aßen.
In der nächsten Woche stapelten sie alle Tische an den Wänden und Mr. O’Connor nahm eine Jukebox mit, die er auf seinem Dachboden gefunden hatte. Sie sangen und tanzten den ganzen Tag lang. Dann nahm Mr. Grey Farbe und Pinsel mit und sie strichen die Wände blau, die Decke pink, die Außenseite grün und lila, die Tür gelb und die Tische orange.
An manchen Tagen erfanden sie die außergewöhnlichsten Geschichten, an anderen beobachteten sie die Menschen und Vögel auf der Straße. An einem Tag brachten sie Stifte und Papier mit und zeichneten alles, was sie sahen und dachten. An einem anderen lasen sie sich aus ihren Lieblingsbücher vor. Doch egal was sie taten, sie redeten immer und lachten immer.
Doch eines Tages sagten Mr. & Mrs. Grey sie würden für eine Zeit lang nicht mehr kommen. Sie wollten eine lange Reise durch Asien machen. Sie waren lange nicht mehr verreist. Dann sagte auch Mrs. Conn, dass sie gehen würde. Sie wollte nach Ecuador ziehen und dort Kinder unterrichten. Mr. O’Connor sagte, er habe nach langer Zeit wieder mit seinem Sohn gesprochen. Nun würde er zu ihm ziehen, denn er hatte zwei kleine Enkel. Daraufhin erzählte auch Mrs. Brown sie würde zu ihren Enkeln fahren. Nach Frankreich, mit dem Zug. Schließlich sagte auch Mr. Harry, dass er umziehen würde, er habe jemanden kennengelernt. Sie lebte in einem kleinen Haus am Meer, pflegte ausgesetzte Tiere und nähte ihr Gewand selbst. Und sie hatte noch nie in ihrem Leben einen Computer verwendet. Er würde Kindern das Surfen beibringen. Und dann gingen sie. Langsam und mit vielen Abschiedsworten. Und da saß ich plötzlich allein im großen, bunten, lachenden Café und verdammt, war ich glücklich.