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Alles sichtbar

Szofia Buczko

Ich stehe in der Früh auf und schaue auf mein Handy. Es sagt mir, wie ich geschlafen habe, wie viele Schritte ich gestern gegangen bin. Es weiß mehr über mich als ich selbst. 

Ich gehe in die Schule. Die Menschen sitzen in der Straßenbahn, starren auf ihre Bildschirme. Jeder teilt Bilder, Gedanken, Gefühle. Alles ist öffentlich. Alles ist sichtbar.

Auf der Straße überall Kameras und Mikrofone. Es gibt kaum noch einen Ort wo man allein ist. Jede Bewegung wird verfolgt.

Ich sehe ein Mädchen im Gang. Sie lächelt für ein Foto. Danach schaut sie ernst. Vielleicht auch traurig. Aber das Bild zeigt nur das Lächeln. Die Wirklichkeit ist unsichtbar.

Wer bin ich, wenn niemand zuschaut? Gibt es mich noch ohne Likes, ohne Kommentare?

Ich wünsche mir eine Welt ohne all das. Eine Welt, in der ich einfach sein kann ohne beobachtet zu werden.

Dann schalte ich mein Handy aus. Nur für einen Moment und atme.


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