8. Oktober 2015
Liebes Tagebuch,
ich war gerade einkaufen und fahre mit meinem Auto nach Hause.
Zuhause wartet meine Familie auf mich. Meine Frau hat heute Fufu gekocht – das Lieblingsessen meines älteren Sohnes, der heute seinen zehnten Geburtstag feiert.
Ich habe ihm gerade ein Geschenk gekauft.
Es beginnt zu regnen. Wassertropfen prallen auf mein Glasdach.
Plötzlich höre ich Sirenen und sehe im Rückspiegel Blaulicht.
Es kommt immer näher. Ich denke mir nichts dabei und fahre entspannt weiter.
Ich biege rechts ab. Das Polizeiauto hinter mir auch.
Ich biege links ab. Das Polizeiauto hinter mir ebenfalls.
Dann überholt es mich endlich. Ich dachte schon, es würde mich anhalten.
Doch nachdem das Auto an mir vorbeifährt, bleibt es plötzlich mitten auf der Straße stehen.
Polizisten steigen aus. Sie haben Waffen und richten sie auf mein Fahrzeug.
Sie gehen schnell auf mich zu und sind bereit, bei der kleinsten Bewegung von mir zu schießen.
Aber ich kann mich sowieso nicht rühren.
Ich bin wie eingefroren. In so einer Situation war ich noch nie.
Ich höre, wie mehr und mehr Autos mit Sirenen mein Auto umzingeln.
Und auf einmal spüre ich Glasscherben in meinem Gesicht.
Ein weiterer Polizist, der gerade eingetroffen ist, hat das Fenster der Fahrertür eingeschlagen.
Er öffnet die Tür und schreit mich an, aber es ist so laut, dass ich ihn nicht verstehe.
Die Polizisten zielen weiterhin mit ihren Waffen direkt auf mich.
Mittlerweile sind es sicher schon ungefähr zehn.
Ein Polizist packt mich am Kragen.
Das ist das erste Mal, dass meine Augen nicht mehr auf die Waffen gerichtet sind.
Stattdessen sehe ich jetzt einen dicken, schwitzenden Polizisten vor mir –
und ich wünschte, ich würde lieber wieder die Waffen anschauen.
Er zieht mich aus dem Auto und drückt mich gegen den Boden.
Ich habe Angst. Ich kann kaum atmen.
Ich versuche, etwas zu sagen, bekomme aber kein Wort heraus.
Ich weiß nicht, ob ich vor lauter Schock verlernt habe zu sprechen
oder ob es daran liegt, dass ein Polizist mich mit seinem Fuß gegen den Asphalt drückt.
Sie legen mir Handschellen an und werfen mich in eines ihrer Autos.
Lebenslänglich habe ich bekommen. Für einen Mord, den ich nicht begangen habe.
8. Oktober 2025
Liebes Tagebuch,
dieser Vorfall ist jetzt schon zehn Jahre her.
Mein Sohn hat heute seinen zwanzigsten Geburtstag – und ich bin wieder nicht da, um mit ihm zu feiern.
Ich habe liebe Freunde und eine tolle Familie außerhalb meines neuen Zuhauses.
Sie kommen mich auch regelmäßig besuchen,
aber seit zehn Jahren sehe ich sie nur noch durch Glas.