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DIE WELT HINTER DEM BILDSCHIRM

Isabel Waiker

Früher war das Leben einfacher. Man hat sich mit Freunden getroffen, geredet, gelacht ganz ohne Handy. Heute läuft fast alles über das Internet. Wir posten Fotos, schreiben, was wir machen, und zeigen, wer wir sind. Zumindest, wer wir sein wollen. 

Am Anfang war das cool. Man konnte mit Leuten aus aller Welt reden, neue Freunde finden, Teil von etwas Größerem sein. Es war aufregend, wenn jemand ein Bild likte oder einen Kommentar schrieb. Doch mit der Zeit hat sich das verändert. Wir sind gläsern geworden. Jeder kann sehen, was wir tun, wo wir sind, was wir mögen.

Manchmal fühlt es sich an, als würden wir in einem riesigen Aquarium leben. Von außen sieht alles schön und perfekt aus bunten Bildern, Lächeln, gute Laune. Aber drinnen, wo wir wirklich sind, ist alles durchsichtig. Wir wissen, dass andere zuschauen, also zeigen wir nur das, was sie sehen sollen. Früher war das Internet einfach ein Ort zum Spaßhaben. Heute ist es fast wie ein Spiegel, der alles über uns weiß. Unsere Handys wissen, wann wir schlafen, was wir essen, mit wem wir schreiben. Sie wissen sogar, was wir mögen, bevor wir es merken. Und irgendwie lassen wir das alles zu, ohne groß nachzudenken. Viele sagen: „Ich habe doch nichts zu verbergen.“ Aber das stimmt nicht. Jeder Mensch hat Dinge, die privat sind. Gedanken, Gefühle, Erinnerungen. Sachen, die niemand wissen muss. Wenn wir alles teilen, bleibt irgendwann nichts mehr übrig, was nur uns gehört. Ich finde, das macht Angst. Weil man kaum noch weiß, was echt ist. Manchmal sieht man auf Social Media nur perfekte Menschen mit perfekten Leben und denkt, alle anderen sind glücklicher, schöner, erfolgreicher. Aber das ist nur ein Ausschnitt. Niemand zeigt die Momente, in denen man weint oder zweifelt.

Früher war es normal, einfach mal nichts zu tun. Heute halten wir das kaum noch aus. Wenn wir fünf Minuten warten müssen, greifen wir sofort zum Handy. Wir haben Angst, etwas zu verpassen. Aber vielleicht verpassen wir gerade dadurch das echte Leben das, was direkt vor uns passiert. Ich erinnere mich an Abende mit Freunden, an denen wir einfach nur geredet haben. Kein Handy, keine Fotos, kein „Story posten“. Nur wir. Das waren die ehrlichsten Momente. Heute denke ich manchmal: Warum filmen wir alles? Warum müssen wir beweisen, dass wir Spaß haben, statt ihn einfach zu erleben? Vielleicht brauchen wir wieder mehr von diesen echten Momenten. Dinge, die nur uns gehören. Gespräche, die man nicht aufnimmt. Erinnerungen, die man nicht teilt. Das macht sie besonders.

Ich glaube, jeder Mensch braucht auch mal Ruhe. Schatten, in dem man einfach man selbst sein kann. Wenn alles immer sichtbar ist, verliert es seinen Wert. Ein bisschen Geheimnis ist nichts Schlechtes es macht uns echt. Wir wollen alle gesehen werden, gemocht werden, dazugehören. Das ist normal. Aber echte Nähe passiert nicht über Likes oder Follower. Sie passiert, wenn jemand dich wirklich versteht – ohne Filter, ohne Kamera, ohne Show. Vielleicht sollten wir wieder lernen, einfach echt zu sein. Nicht perfekt, nicht dauernd online, nicht immer erreichbar. Nur wir selbst. Denn das, was uns wirklich ausmacht, steckt nicht in einem Foto oder in einer App. Es steckt in uns. Und das ist das Einzige, was niemand sehen muss, um echt zu sein.

In meinem Text geht es darum, dass wir heute in einer gläsernen Welt leben, in der fast alles öffentlich ist. Ich möchte zeigen, dass zu viel Offenheit im Internet auch negative Seiten hat. Viele Menschen teilen so viel, dass sie kaum noch wissen, was wirklich privat ist. Mit meinem Text will ich die Leser dazu bringen, darüber nachzudenken, wie wichtig echte Begegnungen und echte Gefühle im Leben sind.


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