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Sprödes Leben

Die Welt besteht aus Partikeln.

Sie zersplittern und verbinden sich, ohne sich um uns zu kümmern.

Gebäude wackeln auf brüchigen Beinen,

bereit einzustürzen, wenn ein Vogel zu laut niest.

Sonnenlicht zerbricht in tausend spöttische Spiegelungen.

Tritt leicht oder falsch,

und die Schwerkraft wird über deine Leiche lachen.

Ein Paar lächelt in einem Café.

Ihr Lachen ist brüchig.

Ihr Boden summt unter ihnen,

ein rachsüchtiges Metronom zählt die Zeit bis zu ihrer Implosion herunter.

Irgendwo umklammert ein Mann einen Brief.

 Er detoniert leise in ihm.

Kinder lassen Tassen fallen.

Winzige Explosionen.

Ein Karneval der Vergänglichkeit.

Wir alle laufen auf Glas.

Tun so, als wären wir Akrobaten.

 Tun so, als wären wir keine verängstigten Kleinkinder,

die auf einem Seil aus gebrochenen Versprechen balancieren.

Ich gehe auch auf Zehenspitzen.

Eine Freundschaft fühlt sich an wie ein zugefrorener Teich aus Rasierklingen.

Jedes Wort ein Fußabdruck auf Scherben,

die flüstern: „Fehltritt und vergeh.“

Ich greife nach Wärme.

Berühre nur polierte Scherben.

Kalt.

Gleichgültig.

Mein Geist vervielfältigt sich in Spiegeln.

Jedes Spiegelbild schreit eine andere Wahrheit.

Ich sehe Geheimnisse hinter Lächeln.

Lügen, die sich in Silben verstecken.

Einblicke in die Realität verschwinden in dem Moment,

in dem ich versuche, sie zu greifen.

Die Glaswelt ist nicht grausam.

Nein, sie ist höflich – so wie ein Geier höflich ist:

Knochen, Feder und ironisches Timing.

Ein plötzlicher Tod.

Ein Verrat.

Ein Wort, das Horizonte zerschmettert.

Jeder trägt Scherben.

Jeder geht auf Zehenspitzen.

Jeder zittert unter unsichtbarer Last.

Und doch – schau genau hin.

Das Mosaik ist nicht Schönheit.

Es ist absurd.

Scharf.

Spöttisch.

Gleichgültig.

Du bist die Summe deiner Fehler,

deiner Brüche,

deiner falsch verstandenen Zeichen,

deiner unvermeidlichen Fehler.

Licht dringt durch deine Risse.

Es macht dich blind.

Enthüllt nichts, was du wolltest.

Und hinterlässt einen Papierschnitt in deinem Ego.

Die Welt wird zerbrechen.

Menschen werden wanken.

Die Wahrheit wird dich verraten.

Jedes.

Einzelne.

Mal.

Und am Ende sind wir schroffe Narren,

glitzernd in unserer selbstverschuldeten Qual.

Genieße das Funkeln.

Es schmeckt nach Blut.


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