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Einsamkeit

Meine verehrten Menschen!

Ich, Rudolf Alexander Iwanow, bin enttäuscht.

Ihr Barbaren!

Sperrt mich einfach ein und nicht mehr aus.

Frustrierend. Wirklich frustrierend.

Den ganzen Tag. Den ganzen ewig langen Tag, laufe ich hier herum.

Hier in meinem Käfig, laufe ich herum.

Hin und her. Trepp auf, Trepp ab.

Wobei Treppe übertrieben ist. Es ist mehr eine Stufe als eine Treppe.

Hier in meinem winzigen Käfig, gibt es wenig.

Essen, Getränk. Sonst nichts.

Außen herum ein gläsernes Gerüst.

Ich weiß nicht, was ihr an mir testen wollt.

Ihr Barbaren!

Früher, in meiner kurzen Jugend, wolltet ihr mich nicht haben.

Habt mich immer ausgesperrt, in die Kälte.

Früher, in meiner kurzen Jugend, dachte ich, es wäre schön bei euch.

Doch nun fühle ich die Kälte hier drinnen.

Die seelische Kälte. Die Kälte der Einsamkeit.

Der gläserne Käfig macht alles nur noch schlimmer.

Ich sehe euch. Eure familiäre Wärme.

Doch meine Familie ist draußen. Dort, wo ich nicht mehr sein kann.

Die Einsamkeit überkommt mich. Doch das ist wohl, was ihr wollt.

Ihr wollt testen, wie ich so leben kann, ohne durch zu drehen.

Das Ergebnis kann ich euch schon sagen.

Ich werde sterben.

Würde ich schreiben können, würde ich euch das hier als Brief zukommen lassen.

Doch das kann ich nicht. Ich bin ja eine Ratte.

Mit traurigen Grüßen

Euer Rudolf Alexander Iwanow


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