Ich sitze im dunklen Küchenschrank und denke über meine Zukunft nach. Meine Gedanken kreisen um meine letzte Benutzung. Ich, das billige, schwedische Glas, werde gar nicht selten benutzt. Man benutzt mich, um stinknormales Wasser zu trinken-manchmal sogar mit Saft. Danach stellt man mich in die Spülmaschine, macht die Klappe zu und die Wäsche beginnt. Nach einer gewissen Zeit endet der Prozess, man holt mich heraus, trocknet mich ab und stellt mich wieder zurück in den dunklen Küchenschrank, in dem viele meiner Art stehen, alle wartend auf ihre erneute Benutzung.
In der kurzen Zeitspanne, in der ich auf meine Wäsche warte, sehe ich immer andere Gläser. Gläser, die nicht so eintönig sind wie wir. Gläser, die für andere Flüssigkeiten verwendet werden. Gläser, die mehr geliebt und wertgeschätzt werden. Neben der Spüle stehen sie, die Wein- & Biergläser, bei denen man sich die Mühe macht, sie von Hand zu waschen und fein zu polieren. Diese Gläser werden auch anderswo gelagert. Sie stehen in einem schönen Schrank mit einer Tür, die von einer Glasscheibe geziert wird, und der nicht dunkel ist. Ganz im Gegenteil. Man kann sogar von außen die glizernd polierten Gläser sehen. Gläser, die mehr Wertschätzung bekommen und besser, liebevoller und graziöser behandelt werden.
Und jetzt gerade stehe ich wieder in meinem dunklen, deprimierenden Küchenschrank. Da kommt man dann schon zum Nachdenken. Wieso muss es Unterschiede geben? Wieso müssen andere besser behandelt werden? Wieso ist die gläserne Welt, in der ich lebe, so ungerecht?