Wie jeden Abend begutachtet Aria die Schneekugel auf dem Nachttisch, während ihre Mama versucht, sie in den Schlaf zu singen. Doch in dieser angebrochenen Nacht gehen dem achtjährigen Mädchen viele Gedanken durch den Kopf. „Mama, ich wundere mich wie die Figuren in dieser Schneekugel wohl leben.“ Die Frau mittleren Alters schmunzelt sanft und nimmt die aus Glas gefertigte Kugel in Augenschein. Aufgrund von den Nachrichten über Kriege und den Neuerscheinungen, die die Menschheit manipulieren könnten, lebt Aria in Angst und dieses Gefühl spürt ihre Mutter klar und deutlich. Sie merkt sofort, dass Arias Fantasien aus diesem Grund stammen. Ohne lange zu zögern, taucht die Mutter in diese kleine Welt ein. Es dauert keine fünf Minuten und Arias Augen fallen zu, doch sie schläft nicht einfach ein. Wie in einem Schneesturm wird das Mädchen hin und her gewirbelt, bis sie plötzlich auf hartem Boden landet. Ein stöhnender Laut entweicht ihr. „Wo bin ich hier?“, wundert sich das gedankenverlorene Kind. Als sie wieder zu sich gekommen ist, registriert sie die Umgebung und realisiert, wo sie sich befindet. Tatsächlich, Aria verweilt in der Schneekugel, in der „gläsernen Welt“ wie sie es immer nennt. In dieser gläsernen Welt ist man in Sicherheit. Dort kennt man keine Angst vor dem Morgen. Albträume von Bomben und Robotern, die sich in der ganzen Stadt breitmachen, kennen hier keine Relevanz. Nach einer Weile rappelt sich ihr verkrampfter Körper auf und ist ganz verrückt danach, die Umgebung in dieser Parallelwelt zu erkunden. Noch etwas wackelig auf den Beinen stapft Aria durch den tiefen Schnee, und hört Gelächter aus der Nähe. Lächelnd folgt sie dem Geräusch und findet andere Kinder in ihrem Alter vor. Alle lachen und sehen glücklich aus. Es scheint, als hätten diese Kinder keine Angst vor der Zukunft, aber dann fällt Aria ein, dass sie ja auch die Einzige ist und in der Schule dafür ausgelacht wird und täglich, als Angsthase beschimpft wird. Doch das, was heutzutage passiert, wirkt nicht harmlos und löst eine Enge in ihrer Brust aus. „Hallo, wer bist du?“ Aria wird aus ihren Gedanken gerissen und sieht ein Mädchen ihres Alters vor sich stehen. Aria steht wie versteinert und versucht einen geraden Satz aus ihrer Kehle herauszupressen, doch das freundliche Mädchen schneidet ihr das Wort ab. „Ich bin Lucy. Bist du neu hier?“ Aria antwortet mit leiser Stimme: „Ja, kann man so sagen.“ Lucy scheint wie die Sonne und nimmt Aria an der Hand, als würden sie sich schon ewig kennen. Nach nur wenigen Minuten taut Aria auf und die Gegend ist ihr vertraut. Sie fühlt sich geborgen, doch sie versteht noch immer nicht, wie das hier möglich ist. Wie ist sie hierhergekommen? Aria denkt ständig an ihr echtes Zuhause und ihre panikhafte Furcht zurück. Die Furcht, die sie im Moment nicht übermahnt. Hier in dieser Welt kann ihr nichts passieren. Fröhlich schlendern die Kinder durch das Dörflein und auch andere Passanten treiben sich herum. Abrupt verstummt Arias Lachen. Da vorne wird es dunkel und ein eisiger Wind weht ihr entgegen. Aria bleibt wie angewurzelt stehen, bis ihre neue Freundin sie in die Gegenwart zurückholt. Es vergeht keine Stunde und wieder erblickt das Mädchen eine dunkle Stelle in einer Ecke. Mutig beschließt sie diese Finsternis genauer zu entschlüsseln. Wo kommt das bloß her? Alles ist so hell und fröhlich hier, doch immer wieder tauchen Dunkelheiten auf. Still und leise bewegt sich Aria weg von ihren neuen Freunden, die es scheinbar nicht merken, dass etwas nicht stimmt. Trotz diesem mulmigen Gefühl wagt sie es immer näher zu dieser Ecke zu gehen, bis sie sich plötzlich selbst in ihrem Bett vorfindet. Voller Furcht und in den Armen ihrer Mutter. Wie von selbst greift ihre Hand in das beängstigende Bild vor ihr, doch dann zuckt Aria zusammen. Sie traut ihren Augen nicht. Der größte Albtraum wird nun zur