„Es war einmal ein Mann.“
„Oder eine Frau.“
„Das weiß ich tatsächlich nicht. Noch nicht. Er sagte, wer in einer Grube sitzt sollte nicht mit Steinen werfen. Oder ging es doch-„ murmelte ich grübelnd auf einem Heuhaufen sitzend, als mich eine schwere Tatze auf meiner Schulter trifft. „Doch, du hast schon Recht. Das hab ich auch mal so gehört.“ maunzte ein Kater hinter mir.
So sicher sein das er das wirklich gesagt hat kann ich mir allerdings nicht. Ich bin nun schon länger auf diesem verlassenen Bauernhof, seit ich von daheim weglief.
Naja. Ich ging.
Hier ist es besser. Zumindest scheint es den Tieren besser zu gehen. Der Kater ist einer der Grazer Stadtmusikanten. Sagte er halt. Ich weiß nicht wirklich ob es das gibt oder das Sprichwort vorhi- „Oh, Katzenjammer! Du hast Recht. Das Sprichwort gibt’s gar nicht.“ Ich drehe mich kurz um, nur um sicherzustellen ob der Kater wirklich existiert. Ja. Ich habe nichts geraucht, ich verspreche es! Ich weiß auch nicht warum er redet.
Minuten vergehen in dem der Kater und ich nun schon im Bockstarren konkurrieren. Er ist ein Professor. Ein Professioneller meinte ich. Das ist nicht das Gleiche. „Doch schon eigentlich.“ Ich sprang auf vor Schreck. Der Kater liest also meine Gedanken! Spielt aber keine Rolle, habe soeben im Bockstarren verloren. Dann geht er. Oder sie. Ich bin kein Experte in Sache Katze. Oder Kater. Sonebenbei trägt er Stiefel. Weiß nicht ob ich das schon erwähnt habe.
Es wäre schon wirklich ikonisch wenn jetzt ein Esel daherkommen würde. Sowie bei echten Stadtmusikanten. Sie haben aber leider nur ein Pferd da. Aber ein echtes. Da fällt mir gerade ein. Kommt ein Pferd in die Bar…
Aufeinmal stürmt das Pferd auf mich zu und wiehert mir kroatischen Traditionkehlgesang! Sowas habe ich ja noch nie gehört!
Also den Teil mit dem kroatischen Gesang meine ich.
Doch es hält und schnauft stolz. Das muss wohl ein Zeichen sein, also steige ich auf. Das hätte jeder so getan.
Schritt. Galopp. Deutsche Marschformation. Trab. (hieß glaub ich so)
Der Sonnenuntergang. Ich sehe ihn schon.
Wir reiten allerdings in die andere Richtung.
Am Rande des Horizonts, immer noch in der anderen Richtung, tanzt ein Bär. Er steppt. Das erinnert mich daran das mein Mathelehrer immer die Fenster öffnet, damit der Witz zieht.
Das Pferd ist nun endlich still. Schweigen ist Esel und Reden nicht. „Ja, den kenn ich.“ Ich drehe mich schockiert zurück. Da sitzt er wieder. Der Kater. Ich weiß jetzt das es ein Kater ist. Da kommt mir grade eine sprichwörtliche Erklärung: Der dümmste Bauer, hat die dicksten Kartoffeln. Das lass ich zur Integration offen. „Interpretation.“, „Was?“, „Es heißt Interpretation“, maunzt der Kater. Ich hätte schwören können er hatte vorhin noch Stiefel an.
Wieso will mir der Kater überhaupt was von meiner Sprache erzählen.
Existiert er überhaupt? Ich konnte das noch nicht so ganz herausfiltern.
Wenn ich so drüber nachdenke ist das schon ziemlich gesellschaftsreflexiv. Irgendein Literaturhistoriker wird seine Schüler fragen was ich damit meinte. Das lasse ich auch zur Integration offen.
Ich trage Stiefel. Weiß aber nicht wem die gehören. „Glashaus. Da sollst du keine Steine werfen.“ Ich nicke zustimmend zu. Das war das Sprichwort das wir suchten.
Ö3 Ed Sheeran Shape of You. Ich weiß nicht wie das Pferd das macht.
Also so schnell zu reiten meine ich. Habs aber auch noch nie probiert.
Rot!!!!!,
ruft der Kater als das Pferd, „Girl you know I want your love“, plötzlich über eine stark befahrene Kreuzung springt.
Sanfte Landung. Ich blinzele. Etwas Feuchtes im Gesicht weckt mich auf. Es ist mein Kater Napoleon, Betonung auf dem O. Zur Integration offen, ihr kennt das Spiel.
Napoleon bleibt nicht. Aber einem geschenkten Kater, hinterfragt man nicht den Vater, denn er hat mich noch rechtzeitig aufgeweckt bevor mein Alarm zum vierten Mal abgeht. „Scheint als wars nur ein Traum“, seufze ich. „Du hast Recht“, vernehme ich aus dem Hintergrund.
Stiefelstapfen.
Scheint so als wird das nicht meine letzte Reise sein.