„Die dauerhafte Beobachtung jedes Einzelnen führt zu Kontrolle und Macht.
Die Macht, mit der wir es hier zu tun haben, ist unermesslich.
Es ist, als wäre die Welt aus Glas.“
- Der Botschafter über das System
Das Gesicht eines Mannes flimmerte bläulich als Hologramm durch die Nacht. Der Regen prasselte auf den Asphalt und rann zu kleinen Pfützen zusammen.
Das Neonschild eines nahen Sushi-Restaurants spiegelte sich in ihnen und ließ die Pfützen wie Glasscheiben wirken, durch welche man in eine andere Gasse, eine andere Welt blicken konnte.
Der Protagonist musterte das Gesicht, schaltete den Holochip ab und ließ ihn in seiner Tasche verschwinden.
Er zog sich die Kapuze seines Mantels tiefer ins Gesicht und trat hinaus in den Regen. Er ging die schmale Gasse entlang auf das Sushi-Restaurant zu und betrat ein schäbiges Wohngebäude. Jeder seiner Schritte hallte durch das leere Treppenhaus, kalt und metallisch.
Oben angekommen blieb er einen Moment stehen, die Hand schon am Griff seiner Waffe. Hinter der Tür flackerte schwaches Licht.
Er atmete tief, stieß die Tür auf und trat ein. Das Apartment war leer bis auf einen Mann der vor der großen Fensterfront stand und auf die verregnete Stadt hinausblickte.
Es war dunkel und nur die Neonreklamen warfen ihr buntes Licht auf den Mann.
„Du bist hier um mich zu töten, oder?“
Der Mann mit dem Koffer betrat das verlassene Restaurant. Sein Anzug war vom Regen durchweicht. Eine dunkle Gestalt saß am hintersten Tisch und starrte die Tischplatte an.
Der Mann setze sich und stellte den Koffer auf dem Tisch ab. Er stand wie eine Mauer zwischen ihnen.
„Wir haben beschlossen dir noch eine letzte Chance zu geben. Diesmal solltest du besser nicht versagen sonst bist du der Nächste auf der Liste.“ Die Gestalt hob langsam den Blick, kalt und voller Verabscheuung . Unter der Kapuze konnte man das zernarbte Gesicht eines Mannes erkennen.
„Ein kleiner Fehler der behoben wurde!“, zischte er. Der Botschafter reagierte nicht darauf und überreichte ihm einen Holochip. „Dieser Mann ist in eines unserer Datenarchive eingedrungen. Tu was du tun musst um ihn zum Schweigen zu bringen, dann bekommst du dein Geld.“
Der Kopfgeldjäger erhob sich schweigend und trat nach draußen. Durch das Neonschild eines nahen Sushi-Restaurants konnte der Botschafter seine Umrisse durch das Fenster in der Dunkelheit noch erkennen während er selbst zu seinem Koffer griff.
Der Protagonist starrte den Mann nur schweigend an, die Waffe gehoben.
„Sie beobachten uns alle, die ganze Zeit. Wusstest du das?“, der Mann lächelte müde.
„Es gibt keine wirklichen Geheimnisse mehr. Sie wissen alles über uns. Alles. Für sie ist die Welt aus Glas. Das ist das einzige Geheimnis. Deshalb sollst du mich umbringen. Aber die Welt wird es erfahren.“ Er machte eine kurze Pause, der Blick in die ferne Stadt gerichtet.
Nur das Prasseln des Regens war zu hören.
„Eine Revolution. Unaufhaltsam. Sie mag klein beginnen, verborgen in Datenströmen und Hinterhöfen, aber sie wird wachsen.
Sie wird euch überrollen und eure schöne gläserne Stadt in tausende Scherben zerbrechen lassen.“
Der Kopfgeldjäger entsicherte seine Waffe, den Finger bereit am Abzug ohne den Mann aus den Augen zu lassen.
Der Mann blickte ihn an. „Mein Tod wird auch dein sicherer Tod sein. Sie werden euch alle jagen und hinrichten lassen. Aber… sie werden Recht haben. Freiheit lässt sich nicht aufhalten.“
Der Mann mit dem Koffer betrat das Apartment. Es war leer und der Regen prasselte gegen die Fensterfront. Ein Holochip lag in der Mitte des Raumes auf dem Boden und das Gesicht des Gejagten drehte sich bläulich flimmernd als Hologramm langsam im Kreis.
Der Botschafter stellte seinen Koffer ab und trat näher. Plötzlich spürte er die Pistole an seinem Kopf. Während er auf den kalten Boden sank sah er dabei zu wie das Hologramm zu flackern begann und dann langsam erlosch.