Auf der Fensterbank stand eine Kugel aus Glas. Das Licht der Sonne fiel auf sie und brach sich in tausend kleine Regenbögen, die über die Wände tanzten. Wer sie betrachtete, blieb oft länger stehen, weil sie etwas hatte, das man nicht sofort fassen konnte Ein Glitzern, das tief ins Herz drang, sanft und doch unvergleichlich.
Über die Jahre sammelte die Kugel Spuren. Winzige Kratzer zogen sich über ihre Oberfläche, Staub legte sich auf sie, und manchmal schien sie leicht matt zu wirken. Doch sie glänzte weiter, als wolle sie alles, was sie erlebt hatte, festhalten. Die Momente voller Licht, die flüchtigen Farben, die kleinen Geheimnisse, die nur sie zu kennen schien.
Kinder spielten in ihrer Nähe, ließen sie rollen, hielten sie vorsichtig in den Händen, hielten sie ans Ohr, als könnte sie etwas erzählen. Die Kugel schien zu reagieren, denn die Regenbögen wurden stärker, heller, tanzten über Wände und Möbel, als wollte sie alle, die sie sah, in ihre Welt einladen.
Eines Abends, als die Sonne tiefer sank und die Schatten länger wurden, rollte die Kugel vom Sims. Ein kurzer Moment der Schwerelosigkeit, dann das Splittern. Das Glas zerbrach, und die Regenbögen, die sie so oft eingefangen hatte, sprangen frei in alle Richtungen. Sie wirbelten durch das Zimmer, leuchteten über Decken und Wände, stiegen höher, als wollten sie davonfliegen.
Auf dem Boden lagen die Scherben, kalt und still. Doch das Licht war frei. Es strahlte heller, leichter und wunderschön. Für einen Moment schien es, als würde das, was die Kugel all die Jahre getragen hatte, nun noch stärker leuchten. Etwas, das bleibt, auch wenn die Kugel selbst zerbrochen ist.