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Nicht die einzige Scherbe auf der Welt

Scherben. Ein Glas zerbricht. Es ist mir aus der Hand gefallen, als ich dem Geschirrspüler ausräumte. Scherben. Scherben über Scherben. Kleine transparente Stücke aus Glas. Kaum sichtbar und doch überall verstreut. Ein kleiner Moment der Unachtsamkeit, der meinen Tag schon wieder ein kleines bisschen schlechter macht. Ich sammle die Splitter ein und während ich mit meinen Fingern über den Boden tatse, tauche ab in meine Gedanken. Träumen ist manchmal einfacher als im hier und jetzt zu leben.Zuerst was ich heute mache, ein richtigen Plan von der Zukunft habe ich nicht. Ich will erfolgreich werden, weiß aber nicht wie oder welches Themengebiet mich überhaupt interessiert. Was wichtiger ist Geld oder Lebensfreude. Plötzlich bin ich wieder da. Es liegen tausend Scherben auf dem Boden. Während ich die Splitter einsammle und langsam wieder in die Realität zurückkehre, schneide ich mich. Ein kleines Stück des Glases ist stecken geblieben. Ich halte meinen Finger gegen das Sonnenlicht, das Morgenlicht das nur noch streifenartig durch das Fenster schaut. Plötzlich spiegelt sich in diesen Splitter der noch immer leicht in meinen Daumen steckt eine ganze Welt. So schön in ihrer Klarheit und so kostbar in ihrer Form. Die Form so scharf das mir das Blut jetzt dem Finger hinab läuft. Ein einziger Riss genügt und schon, beginnt mein Finger zu bluten. Was eben noch heil war,verwandelt sich in etwas Unumkehrbares. Die Sonne strahlt jetzt weniger, es wird trüber und ich schaue aus dem Fenster und sehe die eingeschagene Fensterscheibe von meinen Nachbarn. Alles in dieser Welt ist so zerbrechlich, wie Glas. Eine gläserne Welt. Nicht nur ich, sondern jedes Lebewesen das jemals existiert hat. Jede Entscheidung, jedes Wort und jede Glasscheibe kann sie verletzen. Manchmal reicht schon ein einziger Schlag oder ein kleines Stück Glas und etwas, das Generationen, vor mir, aufgebaut haben, zerfällt in Bruchstücke. War es meinen Schuld das das Glas zerbrochen ist, oder hätte ich die feinen Linien an der Ecke rechtzeitig erkennen müssen und verhindern sollen das es sich ausbreitet? Damals, in der Geschichte vor unserer Zeit, zerbrach nicht nur Glas in dem Städten, sondern auch Hoffnung und Menschlichkeit. Heute stehen wir vor neuen Rissen. Klimakrisen, Kriege und Hungersnöte. All das haben die Generationen vor uns geschaffen, all die Sorgen und Kummer um unsere Welt. Das waren wir, Menschen. Und jetzt? Jetzt stehen wir an einen Punkt, an dem das Glas knistert. Leiser Druck, der immer lauter wird. Lauter und lauter. Unsere Generation soll die sein die handel, die, die verändert und die die es durchzieht. Wenn wir nicht handeln, dann wird es eines Tages in tausend Stücke fallen. Wir besitzen etwas, das unsere Vorgänger nicht hatten, Vernetzung, Wissen und Möglichkeiten. Wir müssen den Sprung im Glas anschauen und begreifen, das Veränderung nicht irgendwann geschieht, sondern nur dann wenn wir sie selbst in die Hand nehmen. Jeder von uns ist eine Hand, die das Glas stützt, oder es auch fallen lassen kann. Und aufeinmal habe ich einen Plan von meiner Zukunft. Man kann nicht verändern welches Glas in der Geschichte zerbrochen ist, man kann. Ich sehe nicht nur das Glas was zerbricht ich sehe mein Leben, meine Zukunft und die von meinen Lieben.Es ist nicht zu spät, man kann die Scherben zusammensetzen, wenn man hinschaut, etwas unternimmt und nicht aufgibt. Statt Scherben aufzukehren und sie dann später vergisst, setzen wir sie wieder zusammen. Damit die Welt nicht bricht, sondern, sie wie ein Glas im Sonnenlicht leuchtet.  


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