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Das Geheimnis der gläsernen Wand

Damals, als man noch nicht wusste, wie die Welt wirklich aussah, gab es zwei kleine Dörfer. Die beiden Dörfer waren durch eine Glaswand voneinander getrennt. Wenn man in einem Dorf stand, konnte man nicht erkennen, dass es auf der anderen Seite auch ein Dorf gab. Es sah aus, als ob es leer war, denn man sah nur die Menschen, die quer durch das Dorf gingen und Arbeiten erledigten. Und so nannte man das hintere der Glaswand: „Gläserne Welt“. 

Eines Tages, als es gerade erst hell wurde machte sich ein Mädchen namens Mira auf den Weg zur riesigen Glaswand. Sie wollte schon immer wissen, was auf der anderen Seite war. Das Mädchen erzählte niemandem von ihrem Vorhaben, denn alle, die es je versucht hatten, sind gescheitert. Kaum war sie an der Wand angekommen versuchte sie hindurchzuschauen, doch sie erkannte nichts. Nur einen Jungen, der auf sie zukam, als ob er einfach durch die Wand hindurch gehen konnte, doch er blieb stehen und winkte dem Mädchen. Mira wusste, dass er sie nicht hören würde, wenn sie etwas sagte, also winkte sie zurück. Der Junge zeigte ihr, sie solle mitkommen und sie folgte ihm bis an ein kleines Loch, ein Loch, dass sie noch nie zuvor entdeckt hat. Es war winzig. Fast so klein wie ein Tennisball. Der Junge hatte eine Idee, er holte einen Zettel aus seiner Jackentasche und begann zu schreiben. Er schrieb und schrieb und als er fertig war, legte er den Zettel durch das Loch:

„Hallo, ich bin Lian. Ich wusste ich würde irgendwann jemanden treffen, der das Gleiche vorhat wie ich. Ich weiß, wie wir auf die andere Seite der Glaswand kommen. Wir müssen einen Weg finden, aus Glas. Das alles hat mir mein Opa verraten. Er kennt sich damit aus. Wenn wir ihn gefunden haben müssen wir ihm nur bis ans Ende folgen.“

Mira las den Brief sorgfältig durch. Sie hatte keine Ahnung von all dem. Sie schrieb auch einen Brief zurück:

„Hallo Lian, ich habe keine Ahnung von all dem, doch ich würde liebend gerne zu dir und zu euch auf die andere Seite kommen. Ich werde dir helfen, beim Suchen und wenn wir den Weg gefunden haben, dann schreiben wir uns über dieses kleine Loch. Mira“

Der Junge nickte, nachdem er den Brief fertiggelesen hatte und sie beschlossen jeden Tag mach dem gläsernen Pfad zu suchen und ihre Entdeckungen auf einem Brief durch das Loch zu werfen.

Die Tage vergingen und die Briefe sahen immer gleich aus:

„Hi, ich habe heute nichts gefunden. Mira/ Lian“

Wochen vergingen, Monate vergingen. Jeden Tag lasen sie die gleichen Briefe. Eines Tages jedoch, als Mira auf dem Weg nach Hause war, sah sie etwas am Boden. Es sah aus wie eine Glasscherbe. Sie wollte die Scherbe aufheben, doch sie war wie festgeklebt. Mira entfernte das Gras rund herum und fand den Weg. Sie konnte endlich auf die andere Seite, doch es war schon spät und Mira beschloss erst am nächsten Tag dem Weg zu folgen.

Als es hell wurde schrieb sie kurz einen Brief an Lian und machte sich dann auf den Weg. Sie ging und ging immer weiter, bis sie an eine kleine Hütte kam. Sie öffnete die hölzerne Tür und trat ein. Einen Moment lang dachte sie, sie wäre bereits auf der anderen Seite, doch dann sah sie die Muster, die überall in ihrem Dorf zu sehen waren. Sie ging weiter in die Hütte hinein und fand eine kleine Kiste. Mira öffnete sie und fand darin eine kleine Flasche. Darin war eine pinke Flüssigkeit. Sie hatte keine Ahnung, wofür sie war, und beschloss sie durch das Loch Lian zu zeigen. Er sah sich die Flasche an und wusste, dass es der Trank war. Sie holten zwei kleine Becher und füllten jeweils den halben Becher voll. Als sie den Trank geschluckt hatten, startete das Wunder. Da der Trank von jeweils einer Person aus den beiden unterschiedlichen Dörfern getrunken wurde. Die Wand fing an sich aufzulösen und man sah das jeweils andere Dorf in seiner Pracht. Die Beiden hatten es geschafft. Sie durchbrachen den Fluch. Endlich konnten sich beide Dörfer vereinen und einander kennenlernen. Sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende.


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