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Der Weg Zum Kasper Harnisch

Die Straßenbahn kommt am Hauptplatz zum Stehen und ich steige aus. Ich gehe zügig die gepflasterte, nasse Straße entlang. Ich schaue auf mein Handy. Mist, noch zehn Minuten bis der Kasper Harnisch schließt. Mein Handy verschwindet wieder in meiner Hosentasche und ich gehe noch etwas schneller. Ich bleibe an der Kante stehen, um über die Straße zu gehen. Ein Blick links, ein Blick rechts und schnell über die Schienen, rauf, zur Sporgasse. An der Ecke vom Weikhart sitzt ein Mann auf einer dünnen Decke. Er ist mager und trägt löchrige, schmutzige Kleidung. Vor ihm steht ein Kaffeebecher, gefüllt mit sehr wenigen Centmünzen. Das muss Hart sein, den ganzen Tag auf dem kalten Boden zu sitzen und nicht mal genug zu Essen zu haben. Ich würde ihm gerne etwas Geld oder mein Croissant, welches ich heute beim Billa gekauft habe geben. Hätte ich es doch nur nicht so eilig. Und schon bin ich vorbei gegangen. Ich biege vor dem Sonnentor um die Ecke. Warum habe ich überlegt? Diese paar Sekunden, in denen ich in meine Hosentasche greife und mein Geld heraushole hätten mir wirklich nicht gefehlt. Warum habe ich ihm keinen Cent dagelassen? Und warum sind wir alle so? Ich drücke gegen die Tür vom Kasper Harnisch und gehe hinein. Diese Welt ist wirklich wie aus Glas - wenn wir nicht auf uns gegenseitig Acht geben, zerspringt sie irgendwann. 


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