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Durchsichtig wie Eis

Die Welt war durchsichtig wie Eis. Jeder Schritt hallte auf gläsernem Boden, jeder Blick ging durch Wände und Körper. Niemand konnte lügen. Niemand konnte fliehen. Niemand war in der Lage sich zu verstecken.  

Anfangs glaubten die Menschen, es herrschte Gerechtigkeit. Alles sichtbar, alles kontrolliert. Doch je länger sie so lebten, desto stärker zerfiel etwas in ihnen. Keine Geheimnisse, keine Freiheit, keine Schatten keine Würde. Nichts. Manche zerkratzten ihre Haut, um wenigstens ein Stück undurchsichtig zu werden. Andere sprangen vom Rand der gläsernen Städte, nur um im Nichts zu verschwinden.

Am Ende war die Gläserne Welt makellos einsichtig, doch leer. Nur das Echo der Schritte von den Toten blieb zurück, wie das Knacken von Glas kurz bevor es bricht.


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