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Schneekugel (2)

Das vergnügte Kinderlachen der Mädchen und Buben, welche die Tage zählen bis das Christkind endlich die Geschenke unter den pompös geschmückten Weihnachtsbaum verteilt, hallt durch die engen Gassen der Innenstadt. Die Erwachsenen, in den trendigsten und dicksten Mäntel eingepackt, verweilen am Glühweinstand und nippen beglückt an ihrem „Feierabend-Glühwein“. In den angrenzenden Läden tummeln sich bereits dutzende Omis und Opis, die dem Christkinderl helfen für ihre Enkerl das passende Geschenk zu finden. Links und rechts neben ihnen stapeln sich gigantische Kartons mit den farbvollsten und glitzernden Christbaumkugeln und -sternen bis zur Decke. Die Lebkuchen gibt es selbst verständlich auch schon reichlich seit 3 Monaten bei jedem Spar und Hofer. Aber kann man von Lebkuchen und anderen Weihnachtsspezialitäten jemals genug kriegen? Allein beim Gedanken daran sehne ich mich nach einem herzhaften Biss in ein putziges Lebkuchenmädchen mit zuckersüßem Zuckerguss. Hin und wieder findet das Kratzen der Schlittschuhe seinen Weg über den Hauptplatz und vermischt sich mit den wunderschönen Vibrato-Tönen des Saxophonspielers in eine zauberhaft idyllische Melodie. Plötzlich spüre ich ein sanftes Kitzeln auf meinem, inzwischen eiskalten, Nasenspitzchen. Schneeflocken. Gespannt schaue ich den riesigen Flocken zu wie sie im Himmel Walzer tanzen und sich anschließend auf dem eisigen Boden niederlassen. Gibt es etwas Schöneres, als wenn beim Besuch am Weihnachtsmarkt der Wettergott derart zauberhafte Weihnachtsstimmung beschert? Sicherlich weiße Weihnacht wäre wohl der Traum des jeden. Die Christkinderlsuche im Schnee wäre mal eine Abwechslung zur bisherigen Suche im Gatsch. Wenn dann das Glöckarl läutet und man weiß: Jetzt ist es soweit, das Christkinderl hat die Geschenke gebracht! Die Kinderaugen strahlen vor Freude und jedes Jahr wird sich aufs Neue bedankt, das das Engerl so brav den Wunschzettel befolgt hat. Und nicht zu vergessen was wäre ein Heiligabend ohne kulinarische Schmankerl? Jährlich schaufle ich mir Unmengen an köstlich- gebratenen Fleisch und Gemüse in mich, sodass ich mir fürs nächsten Jahr vornehme das Raclette gegen eine angerichtete Mahlzeit auszutauschen. Spoiler: hat noch nie funktioniert. Das ausgelassen Plaudern und Kichern mit den Liebesten über den neuesten Weihnachtsmarktrunner, den schrägen Gesang des Kirchenchors, die Unsicherheit bei der 3. Strophe von Stille Nacht Heilige Nacht... Egal wie stressig die Vorweihnachtszeit war wieso sehr, zu Weihnachten war immer alles Friede-Freude-Eierkuchen.  

Bedrückt stelle ich die winzige Schneekugel auf meinem provisorischen Nachttisch aus einem alten brüchigem Holzlatten. Ich würde alles tun, um wieder ein Weihnachten in Frieden zu erleben.


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