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Splitter

Splitter.

Überall Splitter.

Splitter der Gefühle.

Und jeder schneidet sich daran.

Ein ganz normaler Schultag. Clara macht sich auf den Weg und ist nervös, aber auch stolz. Heute trägt sie zum ersten Mal ihre neue Jeans. Die Jeans, vor der sie sich so lange gefürchtet hat, weil sie dachte, jemand könnte ihre Beine kommentieren. Aber heute traut sie sich. Endlich.

Kaum setzt sie sich im Klassenzimmer hin, hört sie es schon: Kichern. Blicke.

„Hast du ihre Oberschenkel gesehen? In der Hose sieht das ja schlimm aus.“

Ein Sprung.

Ein Sprung in ihrem Glas.

Clara schluckt, sagt nichts.

Doch niemand bemerkt, dass das Mädchen mit den braunen Haaren, das gerade lacht, ihre eigene Unsicherheit hinter einer Schicht Make-up versteckt. Angst, dass jemand die Pickel auf ihrer Haut entdeckt. Niemand sieht, dass der Junge vor ihr, der laut mit seinen Freunden redet, letzte Woche seine Mutter verloren hat. Er will nicht, dass jemand seine Trauer sieht. Also schweigt er.

Risse.

Risse in all diesen Menschen.

Scherben von gebrochenen Herzen, die keiner aufhebt.

Jeder wirft seine Splitter um sich

nicht weil sie böse sind,

sondern weil sie nicht wissen, wohin mit ihren eigenen Rissen.

Clara wischt sich eine Träne weg.

Niemand ist wirklich „ganz“.

Vielleicht sind wir alle nur Glas.

Zerbrechlich.


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