Manchmal habe ich das Gefühl, dass alles aus Glas ist. Die Häuser, die Straßen, sogar die Menschen. Ich gehe durch die Stadt und sehe nur spiegelnde Flächen. Überall glänzt es, alles ist durchsichtig, als gäbe es keine Geheimnisse mehr.
Von außen kann man in jedes Zimmer schauen. Jemand isst, jemand lacht, jemand sitzt regungslos vor einem Bildschirm. Es wirkt normal, fast beruhigend. Doch je länger ich hinsehe, desto mehr spüre ich eine Kälte. Alles ist sichtbar, und trotzdem wirkt es leer.
Ich bleibe oft stehen, suche nach Fehlern im glatten Bild. Ein schiefes Poster an der Wand, ein Riss in der Scheibe, ein Gesicht, das traurig aussieht, obwohl es lachen sollte. Diese kleinen Dinge sind es, die mich festhalten. Sie erinnern mich daran, dass nicht alles so perfekt ist, wie es scheint.
Abends, wenn die Sonne untergeht, glüht die Stadt wie ein Kristall. Es ist schön, beinahe magisch. Doch genau dann überkommt mich das Gefühl, dass ich nicht nur Beobachter bin. Ich spüre Blicke im Nacken, als wäre das Glas nicht nur durchsichtig, sondern ein Spiegel, der mich zurück anstarrt.
Gestern ist es passiert. Ich blieb wieder stehen vor einem großen Fenster, wollte sehen, ob ich einen Riss finde. Da, plötzlich, drehte sich die Person im Raum um, direkt zu mir. Ihre Augen trafen meine, so klar, als gäbe es keine Scheibe zwischen uns. Für einen Moment wusste ich nicht, wer wen beobachtete.
Und seitdem frage ich mich, vielleicht war ich nie derjenige, der durch die Scheiben gesehen hat. Vielleicht haben sie die ganze Zeit durch mich hindurchgesehen.