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Blut auf gläsernen Wänden

Ich stehe vor einer Scheibe, 

Klar und glatt wie gefrorenes Wasser.

Dahinter

Dein Schatten,

Nur ein Umriss,

Doch ich erkenne ihn sofort.

Ich lege meine Hand auf das Glas.

Kälte frisst sich in mich.

Ich schlage gegen die Scheibe,

Das Glas bricht,

Splitter fallen,

Reißen mich auf.

Ich gehe weiter.

Eine neue Scheibe.

Dahinter flackert meine Hoffnung,

Meine Sehnsucht.

Ich schlage,

Blinde Fäuste gegen das Glas,

Blut läuft aus meiner Hand,

Doch ich gehe weiter.

Noch eine Scheibe.

Und noch eine.

Jede dünner,

Doch härter und schärfer als die davor.

Jede zerreißt meine Haut

Wie Papier,

Bis ich nichts mehr bin

Als offene Wunden.

Ich schrei nicht.

Ich schlage nur.

Immer näher,

Immer blutiger,

Immer kälter.

Doch immer sehe ich dich.

Du wirst immer klarer.

Und dann

Die letzte Scheibe.

Dahinter:

Dein Gesicht

Das ich so liebte,

Das ich verloren habe.

Deine Augen glänzen.

Du lachst,

So wie früher,

So wie ich dich in Erinnerung hatte.

Deine Hände strecken sich nach mir,

Doch ich kann sie nicht erreichen.

Langsam hebst du deine Hände,

Legst sie auf das Glas,

Direkt vor meine.

Getrennt nur durch diese dünne Haut

Aus Eis und Schmerz.

Ich versuche zu rufen,

Deinen Namen,

Doch kein Ton

Verlässt meinen Mund.

Nur Blut

Auf meinen Lippen.

Du drückst deine Stirn gegen die Scheibe,

Ich sehe, wie du weinst.

Deine Lippen formen meinen Namen.

Auch du rufst

Doch ich höre nichts.

Ich schlage.

Immer wieder.

Die Scheibe bleibt.

Sie zerbricht nicht.

Mein Blut fließt

Auf das Glas,

Zieht Linien wie Adern,

Wie Wege,

Die nirgendwohin führen.

Meine Hände rutschen

An der Scheibe hinab.

Mein Blut das wie Andern rote Linien zieht,

Fließt zwischen uns.

Mein Atem wird flach.

Meine Knie weich.

Ich will noch einmal

Dein Gesicht sehen.

Dich Halten.

Auf der anderen Seite

Weinst du,

Still.

Ich rutsche hinunter,

Bis ich sitze,

Die Stirn an der Scheibe,

Mein Herz wie Glas.

Auf meiner Seite,

Ist nur Kälte.

Splitter in meinem Fleisch.

Kein Licht mehr.

 

Ich schließe die Augen.

Alles wird kälter.

Alles wird dunkler.

Ich bleibe vor dir liegen

Und alles,

Was bleibt,

Ist

Stille.

Nichts.


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