fbpx

Glaslabyrinth

Amina Schilcher

Glas Labyrinth

Ein Mädchen lag am Boden. Sie öffnete ihre müden, angeschwollen Augen. Alles war so hell und leer, bis sie sah, dass sie allein war. Alles war komplett weiß und sie war von... Glaswänden umgeben. Sie stütze sich auf ihren Händen ab und sah sich um. In der Ferne war nichts zu erkennen. Alles war so milchig und verschwommen, sie sah kein Ende. Als sich ihre Müdigkeit verzog, stand sie auf. Selbst im Stehen erkannte sie nichts und niemanden. Sie ging ein paar Schritte nach vorne, ihre kleinen Hände berührten sachte das Glas. Sie streifte ihre Fingerspitzen über der glatten Oberfläche entlang. Doch nach ein paar Sekunden auf der kalten Oberfläche fielen ihre Finger vom Glas hinab. Sie realisierte, dass es eine zwei Zentimeter dicke Glaswand war. Als sie ihren Blick weiter schwenken ließ, sah sie andere Glaswände. Es schien, als wäre sie in einem Labyrinth. Sie wusste nur eine Regel: Wenn man in einem Labyrinth ist, immer nach rechts abbiegen. Also tat sie es so. Sie ging entspannt die Glaswände ab und folgte der Regel. Nach 5 Minuten hatte sich nichts verändert. Nach 10 Minuten war alles gleich wie zuvor und nach einer halben Stunde fragte sie sich, ob es überhaupt einen Ausgang gab. Dann schoss es ihr plötzlich. Warum sie hier ist. Woher sie kommt. Plötzlich setzte die Realität ein und sie fragte sich, wie sie hier gelandet ist. Eine kleine Panik überfiel sie. Aus dem Nichts hörte sie etwas. Einen Flügelschlag. Mehrere Flügelschläge. Dann ein Krächzen. Sie drehte sich schnell um und sah einen schwarzen Raben auf der Glaswand sitzen. Sie fragte sich, woher der Vogel kam und was das alles zu bedeuten hat. Unerwartet sprach der Rabe zu ihr. Sie erschreckte sich und trat einen Schritt zurück. „Wenn du entfliehen willst, aus dem ewigen Nichts, befreie deinen Geist von den Sünden, die dich plagen.“ Der Rabe sah sie mit einem schiefen Blick an und krächzte noch einmal, bevor er davonflog. Verwirrt und überfordert schaute sie ihm hinterher. Sie begann ihn hinterher zu rennen. „Aber was muss ich tun? Was soll das hier? Warum bin ich hier?“ Im Laufschritt verfolgte sie den schwarzen Raben. Er flog mit einem gemütlichen Flügelschlag in der Höhe. „Wenn du entfliehen willst, aus dem ewigen Nichts, befreie deinen Geist von den Sünden, die dich plagen.“ antwortet er und flog nun höher und verschwand im Raum. Sie blieb stehen, verwirrt und mit Fragen zurückgelassen, atmete sie schwer, als sein Satz durch ihren Kopf ging. „Was soll das bedeuten...?“ fragte sie sich mit leisen Worten. „Wie soll ich das machen?“ Sie schaute sich hilflos im Raum um, noch immer war alles milchig und unverkennbar. Still und leise hörte sie dem Rauschen im Raum zu. Sie dachte nach und setzte sich auf den Boden. Es würde nichts bringen weiterzugehen, also entspannte sie sich und sortierte ihre Gedanken. „Vielleicht muss ich... mich entschuldigen. Zu denen ich unfair war...“ Nun saß sie dort, im Schneidersitz und schloss ihre Augen. Im Gedanken und mit dem Herzen entschuldigte sie sich bei jenem, zu dem sie jemals ungerecht oder unfair war, bei denen, auf die sie eifersüchtig war und bei jedem, über den sie gelästert hat. Sie atmete tief ein und aus. Sie dachte an alle Menschen, die ihr einfielen, was mehr waren, als sie dachte. Sie fühlte sich ein wenig schlecht aber fühlte auch, dass es das Richtige war, sich zu entschuldigen. Also machte sie weiter. Nach ein paar Minuten in Stille sitzen, öffnete sie ihre Augen wieder. Im ersten Moment waren das Licht und der weiße Raum zu hell, als dass sich ihre Augen schnell genug darauf einstellen konnten. Doch als ihre Sicht klarer wurde, sah sie einen dunklen oder schwarzen Fleck fern irgendwo weit weg. Sie sprang förmlich auf. Das Glas war klar und sie erkannte, dass der schwarze Fleck die Ausgangstür war.


KONTAKT info.literatur@ortweinschule.at

KONTAKT
info.literatur@
ortweinschule.at

Sponsoren