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Im Netz aus Glas

Selina Moldovan

Die Welt ist durchsichtig geworden. Keine Mauern, keine Schlösser, nur Datenströme. Alles, was wir sind – Gedanken, Gespräche, Bewegungen – schwebt wie feine Splitter im Netz. Unsichtbar, aber jederzeit greifbar.  

Wir posten unser Glück, unsere Wut, unsere Träume. Doch während wir glauben, frei zu sprechen, werden wir längst gelesen, sortiert, bewertet. Die gläserne Welt hat kein Außen mehr – sie ist ein Spiegelkabinett, in dem wir uns selbst verlieren.

Heute braucht man keine Spione, keine Geheimdienste – wir verraten uns freiwillig. Wir tragen Kameras in der Hosentasche, Mikrofone am Handgelenk, und nennen es „Fortschritt“. Doch manchmal fühlt es sich eher an wie ein goldener Käfig, dessen Wände so klar sind, dass wir sie kaum bemerken.

Und trotzdem: Glas kann auch brechen. Vielleicht liegt genau darin unsere Chance – die Scherben einer gläsernen Welt neu zusammenzusetzen, diesmal so, dass wir wieder Menschen sind und nicht nur Profile.


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