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Straßen

Lorenz Koller

Schweiß rinnt mir über die Stirn. Erschöpft schlurfe ich vor mich hin. Meine Beine sind kurz davor, nachzugeben.  

Ich kann mich kaum noch erinnern, wie ich einst sorglos diese Straße entlangschlenderte – damals, als diese Last auf meinen Schultern noch nicht da war.

Ich blicke um mich. Neben mir, auf den unzähligen Straßen, sehe ich sie – die anderen. Manche gehen gelassen, ein paar joggen sogar. In der Ferne erblicke ich welche, die nur noch vor sich hin kriechen. Früher hätte ich ihnen zugerufen, sie sollen aufstehen, weitergehen – in der Hoffnung, dass sie mir das Gleiche eines Tages zurückrufen würden. Doch das taten sie nie.

Schwankend setze ich ein Bein vor das andere. Dann, aus dem Nichts, drückt mich etwas zu Boden. Ich falle auf die Knie und stütze mich zitternd mit den Händen ab. Keuchend starre ich durch die durchsichtige Scheibe unter mir ins Leere. Langsam hebe ich meine rechte Hand, um sie nach vorne zu bewegen. Doch kaum das sie den Boden berührt, höre ich ein Klirren. Entsetzt blicke ich hinab und sehe, wie sich die Risse rasend schnell durch das Glas ziehen.

Nun ist es so weit.

Ich breche ein.

Ich falle.

Ins unendliche Nichts.


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