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Zwischen den Scherben

Valentina Lamm

Ich habe mir selbst beigebracht, 

still zu bleiben.

Denn still bedeutet einfach.

So beschriebst du mich doch immer, oder nicht?

Einfach.

Unbeschwerlich.

So erwachsen für ihr Alter.

Dabei brachte ich mir bei,

zu lächeln,

wenn mir nach Weinen war.

Groß und stark zu scheinen –

aber innerlich klein

und schwach zu bleiben.

So war es auch einfacher für dich, oder nicht?

Durchsichtig.

Gläsern.

War ich auch irgendwo

in deiner Welt versteckt.

Denn du sahst durch mich hindurch.

Wie durch Glas.

Neben meiner Schwester

du mich ganz vergaß.

Doch ich lernte,

Schmerz hinter meiner zweiten Haut zu verbergen.

Als würden

Make-up,

Verstecken,

Vortäuschen

ihn verschwinden lassen.

So war es auch einfacher für dich, oder nicht?

Nicht nur ich –

sondern insgeheim auch du wusstest klagend:

Eine weitere Belastung

hätte diese Familie nicht vertragen.

Und so bin ich gebrochen.

Eingebrochen.

Innerlich.

Versteckt.

Wie ein Glas

zusammengebrochen.

Wer wird kommen?

Wer wird zuhören?

Wer wird verstehen?

Und die Scherben eines Glaskind

Stück für Stück

wieder aneinanderkleben.


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