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Wer bin ich? (2)

Sara Memic

Das Leben. Das eigene Leben. Wie ist es eigentlich aufgebaut? Was macht man eigentlich in seinem Leben? Gibt es einen Grund bzw. Zweck, warum genau WIR ausgewählt wurden, um auf dieser Welt zu sein? Fragen nach Fragen, aber keine genauen Antworten, keine Antwort die für uns passt. Fragen, die sich jeder Jugendliche und jede Jugendliche mindestens einmal gestellt hat und wir nie eine perfekte Antwort, die unsere Ohren hören wollen, bekommen haben. 

 „Du bist so perfekt wie du bist.“ Ja danke, wirklich, aber wo ist der Beweis? Kannst du mir auch ehrlich zeigen, dass du die Wahrheit sagst? „Ja aber ich mein es wirklich ernst, vertrau mir!“ und dann hört man ein paar Tage später wie diese Person, jemandem dem du vertraut hast, sagt, dass du zwar „so lustig“ und „so lieb“ bist, aber manchmal nervig sein kannst, aus welchem Grund auch immer. Wow, super Freundin bzw. Freund! Ganz toll gemacht! Dank dir fühl ich mich jetzt so gut, dass ich mir den ganzen restlichen Tag nur darüber Gedanken mache, was eigentlich falsch an mir ist. Was ich besser machen kann, dass du mich magst. Dann findet man „Lösungen“, „Verbesserungen“, wo man weiß, dass die andere Person dann einen mag.

Man stellt eine Glaswand auf. Das Glas so dick, dass man gar nicht mehr durchschauen kann, gar nicht mehr auf die REALE Seite schauen kann. Sie ist so dick, dass man es selbst beginnt zu glauben, und die kleinen, dummen Persönlichkeiten verdrängt. Sie sind NIE ganz weg, das auf gar keinen Fall, aber nur vor anderen Menschen nicht sichtbar. Wenn man dann probiert, sich ein wenig zu öffnen bzw. zu zeigen, wird man von anderen verurteilt. „Ja aber das ist meine Meinung!“ Ja, und das ist meine Meinung, das bin ich. Warum kannst du das nicht akzeptieren? Warum hasst du mich direkt? Man weiß es nicht.

Nachdem sucht man auf Social Media nach Hilfe, nach Ratschlägen, nach Wegen wie man sich „richtig und ohne sich zu blamieren“, vor allen zeigen kann. Social Media sagt man musst das und das machen, damit man perfekt ist. Dadurch wird die Glaswand noch dicker und höher. Eine Zeitlang hält man alles durch. Das Leben ist so wie man es haben will… oder nicht? Tja, wie man so schön sagt, „Nichts währt ewig“. Genauso ist auch die gläserne Welt, die man um sich aufgebaut hat, selbst zerstörend. Der Druck, perfekt zu sein, die Unehrlichkeit, das Verstecken und vor allem die Sehnsucht. Die Sehnsucht nach Akzeptanz.

Eines Tages wird das alles zu viel und die gläserne Welt um sich beginnt Stück nach Stück zu brechen. Am Ende ist nur noch eine dünne Scheibe einer Glaswand übrig und dann… und dann sieht man endlich wieder alles durch. Man sieht das wahre Selbst. Man sieht seine eigene Welt wieder und realisiert, was wirklich in einem vorgeht. Man sieht die Probleme, die man so lange versteckt und verbaut hat, und nicht gelöst hat. Erst dann versteht man, was man eigentlich will: seine eigene perfekte Welt, nicht die perfekte Welt einer anderen Person, sondern seine eigene.

 Heutzutage ist es leider so schwer, seine gefälschte gläserne Welt zu verlassen, weil die Angst, verurteilt zu werden, mittlerweile so groß ist. Vor allem Jugendliche haben das Problem alles zu überdenken, sich Gedanken darüber zu machen, was andere Menschen über sie denken und sich Sorgen zu machen, dass sie entweder zu viel oder zu wenig sind. Manchmal wünsche ich einfach, ich wäre wieder ein kleines Mädchen, ohne Probleme und Sorgen.

Und vielleicht ist genau das der Schlüssel: nicht länger zu versuchen, in die gläserne Welt anderer hineinzupassen, sondern die eigene Welt zu bauen, das wahre Selbst, sich selbst. Wahre Stärke bedeutet nicht, perfekt zu sein, vor allem nicht für andere Menschen, sondern sich selbst zuzulassen, nicht perfekt zu sein. Wenn man es schafft, die alte und dicke gläserne Wand zu zerbrechen, entdeckt man keine Leere, sondern frische Luft zum Atmen. Und manchmal reicht genau das aus, um frei zu sein.


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